Banken: Krise trifft Europa mit Wucht

An Börsen geht die Angst um. Erstmals geraten auch Dax-Firmen in den Finanzstrudel.

Frankfurt. Die Finanzkrise hat Europa zum Wochenauftakt mit voller Wucht getroffen. Mit dem Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate (HRE) ist in Deutschland erstmals ein Dax-Unternehmen in den Strudel geraten und kann nur durch ein milliardenschweres Hilfspaket von Bund und Banken gerettet werden.

Auch den europäischen Finanzhäusern Fortis und Bradford & Bingley muss der Staat zu Hilfe eilen. Das Vertrauen ist erschüttert - vor allem zwischen den Banken, die sich lieber bei Europas Notenbank EZB zu hohen Preisen Geld leihen als sich gegenseitig Kredite zu geben.

Angesichts der Entwicklungen stellt sich die Frage, ob das von der US-Regierung geschnürte Rettungspaket zu spät kommt. Dennoch setzen Experten darauf, dass die geplanten Maßnahmen nicht wirkungslos verpuffen. Zuversichtlich verweisen sie trotz der meist zweistelligen Kurseinbrüche bei allen europäischen Bankenaktien auf die positive Signalwirkung des Rettungsplans.

Das Hauptziel des US-Hilfspakets - den Zusammenbruch der Finanzmärkte zu verhindern und ein funktionierendes Finanzsystem zu garantieren - ist nach Ansicht von Ökonom Thomas Amend vom Bankhaus HSBC Trinkaus erreicht: "Die Angst ist riesengroß, aber die Signale sind positiv. Der Zusammenbruch des Finanzmarktsystems wurde verhindert und das ist entscheidend."

Auch wenn die genaue Ausgestaltung des Rettungspakets noch nicht sicher ist - das Vorhaben sei als vertrauensbildende Maßnahme für die Banken und als zusätzliche Liquiditätsspritze für die Märkte sinnvoll, betont der Ökonom. "Erst die kommenden Wochen und Monate werden zeigen, wie hoch die finanziellen Belastungen für Staat und Steuerzahler tatsächlich ausfallen. Die konjunkturellen Perspektiven für 2009 sind nicht rosig".

Um die Abwärtsspirale aus Angst und Nervosität an den Märkten zu stoppen, ist nach Ansicht von Markus Reinwand, Aktienmarktstratege bei der Helaba, eine entschiedene Vorgehensweise der EZB und der Regierungen nötig. "Die Marktteilnehmer sind hochgradig nervös", sagte Reinwand.

Die Autoritäten des Finanzmarktes müssten das Geschehen wieder in geordnete Bahnen lenken und Pläne für das weitere Vorgehen darlegen. Auch wenn es keine schnelle Lösung gebe und man in einzelnen Fällen um Verstaatlichungen oder Fusionen nicht herum komme, müsse nun stark kommuniziert werden, wie man sich mögliche Schritte vorstelle.

"Es muss wieder eine Perspektive entstehen, damit der Prozess der Konsolidierung in geordneten Bahnen abläuft", sagte Reinwand. "Das Wichtigste ist nun, den Druck aus dem System zu nehmen".