Bundesregierung erwartet 2009 geringeres Wachstum

Steinbrück sagte, 2009 dürfte „deutlich schlechter werden als die bisher geschätzten 1,2 Prozent Wachstum“. Für 2008 gebe es keinen Grund, die Prognose von 1,7 Prozent Wachstum zu revidieren.

Berlin (dpa). Die Bundesregierung hat angesichts der Finanzkrisevor einem schwächeren Wirtschaftswachstum der deutschen Wirtschaft imkommenden Jahr gewarnt. Die bisherige Prognose von 1,2 ProzentWirtschaftswachstum 2009 sei nicht zu halten, erwartenBundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) und Finanzminister PeerSteinbrück (SPD).

Im dritten Quartal ist die deutsche Wirtschaft trotzder Finanzkrise nach Informationen der „Bild“-Zeitung überraschend aberauf den Wachstumspfad zurückgekehrt.

Wie die Zeitung (Montag) unterBerufung auf Zahlen des Deutschen Industrie- und Handelskammertages(DIHK) meldet, legte das Bruttoinlandsprodukt von Juli bis Septemberleicht um rund 0,2 Prozent zu. Damit sei die Wirtschaft, anders als vonvielen Ökonomen befürchtet, nicht in eine Rezession gerutscht.

IHK-Chefvolkswirt Volker Treier sagte der „Bild“ (Montag) zur aktuellenLage: „Wir befinden uns nicht in der Rezession.“ Dennoch habe sich dieKonjunktur deutlich abgekühlt. Treier mahnte besonders die Tarifpartnerin der Metall- und Elektroindustrie aus diesem Grund zur Zurückhaltung.In den anstehenden Lohnrunden müsse es angesichts derKonjunkturabkühlung „maßvolle Abschlüsse“ geben, um die guteEntwicklung am Arbeitsmarkt „nicht völlig abzuwürgen“.

Die deutscheWirtschaft war nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im zweitenQuartal um 0,5 Prozent zum Vormonat geschrumpft, nachdem sie im erstenQuartal noch um 1,3 Prozent gewachsen war.

Steinbrück sagte, 2009 dürfte „deutlich schlechter werden als diebisher geschätzten 1,2 Prozent Wachstum“. Für 2008 gebe es keinenGrund, die Prognose von 1,7 Prozent Wachstum zu revidieren, sagte erdem Magazin „Spiegel“.

Der US-Patient liege momentan „mit einerLungenentzündung auf der Intensivstation“. Das bedeute, „dass auch wirhier in Europa zumindest eine schwere Erkältung bekommen können“.Bundeswirtschaftsminister Glos sagte der „Bild“-Zeitung (Samstag): „Wirwerden unsere Prognose für das nächste Jahr wohl deutlich nach untenkorrigieren müssen.“

Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt rechnet damit, dass es im kommendenJahr wegen der Konjunkturlage keine weitere Zunahme der Beschäftigunggeben wird. Stellenstreichungen und Lohnsenkungen in Deutschlandbefürchtet der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB),Michael Sommer, als Folge der US- Finanzkrise.

Sommer warnte in der „Bild am Sonntag“: „Die Gefahr ist riesengroß,dass die Finanzmarktkrise in den USA die deutsche Wirtschaft und denArbeitsmarkt in ihren Strudel zieht.“ Zu erwarten seien danach:„Personalentlassungen und Lohndrückerei - zuerst bei Banken undVersicherungen und dann im Zuge des Wirtschaftsabschwungs auch inanderen Branchen.“ Sommer kündigte Widerstand an. Die Gewerkschaftenhielten in den aktuellen Tarifrunden an ihren Lohnforderungen fest.

Hundt sagte der Zeitung: „Die Finanzkrise wird unsere Wirtschaftindirekt durch die Beeinflussung der Weltkonjunktur treffen, an der wirals exportorientierte Nation entscheidend hängen.“ Eine echte Rezessionerwarte er zwar nicht.

„Aber die Wirtschaft wird mit hoherWahrscheinlichkeit 2009 langsamer wachsen als in den letzten Jahren.Der Beschäftigungsaufbau wird deshalb voraussichtlich nichtweitergehen.“ Die Bundesagentur für Arbeit (BA) geht davon aus, dassdie Zahl der Arbeitslosen im kommenden Jahr noch nicht wieder zunimmt.

Selbst wenn die Wirtschaft 2009 nur noch um ein halbes Prozent stattder von der Bundesregierung bislang unterstellten Rate von 1,2 Prozentwachse, werde der Arbeitsmarkt allenfalls stagnieren, sagte BA-ChefFrank-Jürgen der „Wirtschaftswoche“.

Nach einer Ifo-Umfrage für die „Wirtschaftswoche“ rechnen 60 Prozentder Unternehmen mit einer längeren Konjunkturflaute in Deutschland.Dennoch wollen die meisten Unternehmen wegen des erwartetenFachkräftemangels in den nächsten Jahren die Beschäftigung stabilhalten.

Der deutsche Maschinenbau rechnet zwar in diesem Jahr nochnicht mit negativen Auswirkungen der Finanzkrise, erwartet 2009 aberein schwieriges Jahr. „Der Aufschwung ist noch nicht am Ende“, sagteHannes Hesse, der Hauptgeschäftsführer vom Verband Deutscher Maschinen-und Anlagenbau (VDMA), der „Welt“.

Eine Wachstumsdelle für die deutsche Wirtschaft erwartet auch HessensMinisterpräsident Roland Koch (CDU). Er gehe davon aus, dass sein Landvon der US-Finanzkrise durch Steuerausfälle am Bankenplatz Frankfurtbesonders in Mitleidenschaft gezogen werde, sagte Koch der DeutschenPresse-Agentur dpa.

Nahezu alle deutschen Banken hätten in den USA Geldverloren. Über die Finanzwirtschaft hinaus befürchte er „Auswirkungenauf die Realwirtschaft“ wie den Maschinenbau und andere Branchen. MitPrognosen sei er vorsichtig, doch sicher sei: „Unser wirtschaftlichesWachstum wird negativ beeinflusst werden durch die Krisen der letztenWochen.“