Beck’s-Brauerei will Budweiser schlucken

Belgiens InBev bietet 30 Milliarden Euro für Anheuser. Damit würde ein neuer Riese der Bierbranche entstehen.

Löwen/New York. Beck’s will das US-Bier Budweiser schlucken: Der Mutterkonzern der Bremer Brauerei Beck, InBev, greift mit einem 46 Milliarden Dollar (30 Milliarden Euro) schweren Angebot nach dem größten US-Bierhersteller Anheuser-Busch.

Damit erreicht die Übernahmewelle auf dem internationalen Biermarkt einen neuen Höhepunkt. Zuletzt hatten Heineken und Carlsberg den Konkurrenten Scottish & Newcastle übernommen.

Die Brauer in Deutschland sind bei solchen Mega-Deals ohnehin nur Zaungäste. Während deutsches Bier nach wie vor Weltruf hat, spielen dessen Hersteller im internationalen Maßstab schon lange nicht mehr in der ersten Liga.

Künftig kommt weltweit jedes vierte Bier aus dem Hause InBev, wenn das Übernahmeangebot für Anheuser-Busch erfolgreich sein sollte. Der gemeinsame Weltmarktanteil der beiden Brauriesen wird auf 25 Prozent geschätzt.

In einzelnen Märkten ist es noch deutlich mehr: In seinem Heimatmarkt USA stellt Anheuser-Busch beinahe jedes zweite Bier her, das zwischen New York und San Francisco getrunken wird.

Bei einem Zusammenschluss mit InBev hätte die neue Braugruppe nach Berechnungen des Biermarktexperten Germain Hansmaennel "mehr als 50 Prozent des amerikanischen Marktes von Kanada bis nach Argentinien". Auch in Asien wäre sie gut aufgestellt, in China die Nummer 2.

Das sind Größenordnungen, gegen die deutsche Braukonzerne wie Zwerge wirken. Der deutsche Biermarktführer, die Radeberger Gruppe, besitzt gerade mal einen Weltmarktanteil von etwa einem Prozent und rangiert damit in der Weltrangliste der größten Bierhersteller nur auf Platz 22.

Deutsche Brauereien hätten sich gegenseitig das Leben schwer gemacht, statt einen Bierhersteller mit Weltformat zu formen, ist immer wieder aus der Branche zu hören.

Das zeigt nicht zuletzt das Beispiel InBev. Das Wortungetüm ist die Folge von zahlreichen Fusionen, die erst vor zwei Jahrzehnten mit dem Zusammenschluss belgischer Brauereien begann.

Im Jahr 2004 folgte als großer Schritt die Fusion der belgischen Interbrew mit der brasilianischen AmBev.

Eine Bierehe zwischen InBev und Anheuser-Busch wird nach Ansicht von Ulrich Kallmeyer, Chef der Radeberger Gruppe, keine unmittelbaren Auswirkungen auf den deutschen Biermarkt haben.

InBev werde jedoch Zeit brauchen, um eine solche Mega-Übernahme zu verdauen. Dadurch dürfte die Konzentration weniger auf dem lokalen Geschäft liegen, meint Kallmeyer.

Das werde der Radeberger Gruppe, die zum Oetker-Konzern gehört, eher helfen als schaden.

Die Privatbrauerei Veltins geht davon aus, dass eine solche Megafusion vom deutschen Biermarkt ablenkt. InBev ist auf dem deutschen Biermarkt Nummer 2 unterem anderem mit Beck’s, Hasseröder, Franziskaner und Diebels.

Manche spekulieren sogar, dass InBev das Deutschlandgeschäft nun weiter strafft oder wieder verkauft. Aber mehr noch sorgt der Übernahmeplan in den USA für Diskussionen.

"Ich bin entschieden gegen den Verkauf von Anheuser-Busch", erklärte der republikanische Gouverneur des US-Bundesstaats Missouri, Matt Blunt.

Auch Andere äußerten sich besorgt insbesondere um Arbeitsplätze. Nach Meinung von Hansmaennel könnte Beck’s von einer Übernahme von Anheuser-Busch durch noch bessere Absatzchancen in Nordamerika profitieren.

Von der deutschen Biermarke, die nicht nur in Bremen gebraut wird, setzte InBev im vergangenen Jahr weltweit 7,5 Millionen Hektoliter ab.

Die wichtigsten Biermarken von Anheuser-Busch sind Budweiser und Bud Light. Der Konzern vermarktet in den USA auch Beck’s. Die Deutschen kennen das große US-Bier zumeist nur aus dem Urlaub.

"In Deutschland ist Anheuser-Busch mit seinem Absatz nie über das Niveau einer Landbrauerei hinausgekommen", sagt ein Experte. Die US-Marke Budweiser darf nicht mit dem gleichnamigen tschechischen Bier verwechselt werden.