Bei General Motors liegen die Nerven blank
Der US-Autobauer setzt mehrere Spitzenkräfte Knall auf Fall vor die Tür.
Detroit. Eigentlich ist General Motors eine Erfolgsgeschichte. Noch vor drei Jahren stand die Ikone der US-Autoindustrie am Abgrund, nur Milliarden vom Staat konnten das Überleben sichern.
Das Geld scheint im Rückblick gut angelegt: GM schloss veraltete Werke, stellte unrentable Marken ein, entwickelte sparsamere Autos und erlebte so seinen zweiten Frühling. Zehntausende Arbeitsplätze wurden gerettet. Doch der Aufschwung ist ins Stocken geraten — und der Ton in der Konzernzentrale in Detroit wird rauer.
„Er hat die Erwartungen nicht erfüllt, die das Unternehmen an seine Mitarbeiter stellt.“ Dieser Satz ist eine verbale Ohrfeige, wie sie ihresgleichen sucht. Gesagt von einem GM-Sprecher auf die Frage, warum der weltweite Marketingchef Joel Ewanick (52) gehen musste. In der offiziellen Mitteilung zu seinem Abschied steht kein Wort des Dankes.
Dabei hatte Ewanick zwei Jahre lang mitgeholfen, die Verkäufe von GM anzukurbeln — mit einprägsamen Werbespots und ungewöhnlichen Verkaufsstrategien wie einer Geld-zurück-Garantie für unzufriedene Kunden in den USA.
Doch das alles scheint vergessen in einer Zeit, in der in Europa bei der Tochter Opel die Verkäufe einbrechen und in der GM in seiner Heimat Marktanteile verliert. Während GM im ersten Halbjahr vier Prozent mehr Wagen verkauft hat, legte der Gesamtmarkt um 15 Prozent zu.
Besonders mit der verlustreichen Tochter Opel hat Konzernchef Dan Akerson die Geduld verloren. Knall auf Fall hatte er Vorstandschef Karl-Friedrich Stracke seines Postens enthoben und mit ihm zahlreiche weitere Spitzenkräfte in Rüsselsheim.
Für David Lyon (43) ist bereits Schluss, bevor er angefangen hat: Zum 1. August sollte Lyon nach einer musterhaften Karriere im Konzern Chefdesigner von Opel werden. Doch am Montag verkündete der globale Designchef Ed Welburn in zwei Sätzen, dass Lyon das Unternehmen verlassen habe.
Nach Informationen des Magazins „Automobil Industrie“ ist Lyon bereits am vergangenen Donnerstag bei GM rausgeschmissen worden: Er sei vom Personaldirektor zu einem wartenden Fahrzeug eskortiert worden, bevor per Mail den Mitarbeitern mitgeteilt worden sei, dass Lyon „ab sofort“ nicht mehr GM-Mitarbeiter sei.