Der Fluch der niedrigen Zinsen
Geringe Renditen wirken sich mittelfristig nicht nur auf Betriebsrenten aus. Die Eurokrise betrifft jeden Anleger.
Düsseldorf. Dass man sich für die Altersversorgung nicht auf die staatliche Rente verlassen sollte, wurde immer wieder gepredigt. Rund 17 Millionen Menschen setzen daher auf die Betriebsrente. Der Freiburger Finanzexperte Bernd Raffelhüschen warnt jedoch: „Die niedrigen Zinsen stellen viele Einrichtungen der betrieblichen Altersvorsorge vor ernste Schwierigkeiten.“
Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Altersversorgung (aba), Heribert Karch, beschwichtigt dagegen: „Ich halte das für ein Katastrophen-Szenario, das mitnichten der Realität entspricht.“
Trotz der aktuellen Niedrigzinsen nennt Karch die Betriebsrente „das Instrument mit der höchsten Erfolgsgarantie und dem höchsten Sicherheitsniveau, das wir in der Finanzkrise derzeit in Deutschland haben“. Für das Schüren von Ängsten gebe es keinen Anlass. Selbstverständlich reduzierten die derzeitigen Niedrigzinsen die Rendite, räumte Karch ein. Das bringe aber keineswegs die Betriebsrente in Gefahr.
Niedrige Zinsen und Euro-Krise sind indes nicht nur ein Problem für aktuelle und künftige Betriebsrentner. Zwar liegt die Inflationsrate derzeit bei moderaten 1,7 Prozent. Aber auch diese Teuerung bedeutet für alle, die mit 0,5 Prozent Zinsen auf dem Sparbuch abgespeist werden: Das Vermögen schrumpft. Hinzu kommt die Unsicherheit um den Euro.
Wer Tages- oder Festgeld empfiehlt, argumentiert vor allem mit der Sicherheit. Der Sicherheit, die die Einlagensicherung von mindestens 100 000 Euro bietet. Wobei niemand sagen kann, wie es darum steht, wenn es mal zum ganz großen Kollaps kommen sollte.
Immerhin: Wer sich umsieht, kann Alternativen zum unrentablen Sparbuch finden. Auch mit Tagesgeld lassen sich durchaus mehr als zwei Prozent erzielen — die Inflationsrate wird geschlagen.
Angesichts niedriger Kreditzinsen und gleichzeitiger Inflationsängste wird die Investition in Beton attraktiver. Doch weil viele so denken, sind die Preise gestiegen. Selbst wenn man eine gute Immobilie zu einem vertretbaren Preis findet, bleiben Risiken. Karin Baur von „Finanztest“: „In der Regel macht die Immobilie dann nämlich den mit Abstand größten Teil der Geldanlage aus.“ Wenn bei der Finanzierung etwas schief läuft (Arbeitslosigkeit, Scheidung), könnte man die Anlage bereuen. Baur: „Im Zweifel ist eine breite Streuung ohne Immobilie die bessere Wahl.“
Aktien empfehlen Börsenprofis wie Robert Halver von der Baader Bank. Aber welche? Gegenüber der „Zeit“ formulierte es Halver so: „Der Mensch muss essen, trinken, sich kleiden. Aktien von Unternehmen, die das anbieten, haben hohe Dividendenrenditen, die mühelos die Renditen von Staatsanleihen schlagen.“ Wer nicht alles auf eine oder wenige Karten setzen will, kann über Aktienfonds nachdenken. Dabei sollte man aber auch immer die Kosten im Blick haben, die die Rendite schmälern.
Die Furcht vor einem Zerbrechen des Euro lässt manch einen darüber nachdenken, in Fremdwährungen zu investieren. Das geht nicht nur über das berühmte Konto in der Schweiz, was ja auch durchaus eine legale Sache sein kann, wenn die Erträge versteuert werden. Möglich ist auch, über deutsche Banken ein Fremdwährungskonto, eine Art Tagesgeldkonto in einer fremden Währung — etwa US-Dollar — anzulegen. Jedoch: Schwankende Wechselkurse machen die Sache zum Glücksspiel.
Gold als krisensichere Anlage — das scheint beliebt. Denn nur so erklärt sich der seit der Finanzkrise dauerhafte Höhenflug. Einen Vorteil hat diese Geldanlage durchaus. Anders als Anleihen, Aktien oder Zertifikate, deren Wert von der Existenz des Emittenten und dem Pleiterisiko abhängt, wird Gold nie seinen ganzen Wert einbüßen. Weshalb auch Vermögensverwalter durchaus schon mal zehn Prozent des ihnen anvertrauten Vermögens in Gold anlegen.
Doch die Finanzexperten der Stiftung Warentest geben auch zu bedenken: „Als Inflationsschutz hat Gold oft enttäuscht. In den vergangenen Jahrzehnten haben Anleger in vielen Jahren mit Gold nach Abzug der Inflation Minus gemacht.“ Was umso mehr gelten dürfte, wenn man bei einem hohen Preis einsteigt.