Generationswechsel an Tui-Spitze: Frenzel tritt ab

Hannover (dpa) - Ende einer Ära beim Reiseriesen Tui: Der langjährige Vorstandschef Michael Frenzel gibt im nächsten Jahr sein Amt ab - ein Jahr früher als geplant. Sein Nachfolger kommt aus der Mobilfunkbranche.

Der 65-jährige Frenzel beende mit der Hauptversammlung am 13. Februar 2013 seine Laufbahn, teilte die Tui am Montag in Hannover mit. Sein Nachfolger wird Friedrich Joussen (49), derzeit noch Deutschland-Chef des Mobilfunkunternehmens Vodafone.

Frenzels Abgang kommt früher als geplant. Denn im Sommer 2011 war sein Vertrag, der im März 2012 ausgelaufen wäre, noch um weitere zwei Jahre verlängert worden. Die Verlängerung sollte es Frenzel ermöglichen, den Konzernumbau zu Ende zu bringen, hieß es damals.

Im Mai dieses Jahres dann hatte die Tui einen Bericht zurückgewiesen, nach dem Frenzel früher als geplant abgelöst werden soll. Frenzel sei bis Ende März 2014 für seine Aufgabe bestellt, hatte Aufsichtsratschef Klaus Mangold gesagt.

Wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtete, arbeitete Mangold hinter den Kulissen an einem früheren Abtritt Frenzels. Offiziell hieß es am Montag nach einer Aufsichtsratssitzung, Frenzel scheide „auf eigenen Wunsch“ aus dem Tui-Vorstand aus. Ein Tui-Sprecher sagte: „Wir haben einen geordneten Übergang.“

Wie die „Hannoversche Allgemeinen Zeitung“ zudem berichtet hatte, dringt Tui-Großaktionär Alexej Mordaschow auf einen schnelleren Umbau des Reisekonzerns. Der russische Anteilseigner habe dem Vorstand sehr deutlich gemacht, dass er mit seinem Engagement in Hannover endlich Geld verdienen wolle, hatte die Zeitung Unternehmenskreise zitiert. Mordaschow war 2007 bei der Tui eingestiegen und hatte seinen Anteil in mehreren Schritten erhöht, auf derzeit rund 25 Prozent. Er ist damit größter Tui-Aktionär vor dem norwegischen Reeder John Fredriksen mit etwa 15 Prozent. Tui wollte den Bericht nicht kommentieren.

Frenzel ist einer der dienstältesten Top-Manager in Deutschland. Er wurde 1994 Vorstandschef der damaligen Preussag. Durch Verkäufe und Käufe formte Frenzel aus dem einstigen Mischkonzern mit Kohle, Stahl und Transport den heutigen Reise- und Schifffahrtskonzern Tui. 2007 legte die Tui ihr Touristikgeschäft mit Ausnahme der Hotels mit dem britischen Konkurrenten First Choice zur neuen Tui Travel mit Sitz in London zusammen. Ziel ist, aus der Tui einen reinen Reisekonzern zu machen. Bislang hält die Tui noch Anteile an der Containerreederei Hapag-Lloyd.

Joussen ist noch bis 30. September Deutschland-Chef von Vodafone Deutschland. Er wird zum 15. Oktober Mitglied des Vorstands der Tui AG und übernimmt dann nach der Hauptversammlung 2013 den Vorstandsvorsitz.

Vodafone hatte bereits im Frühjahr angekündigt, dass es bei Vodafone Deutschland einen Chefwechsel gibt. Der bisher für die Niederlande zuständige Manager Jens Schulte-Bockum soll im Herbst die Führung von Joussen übernehmen. Einen Bericht über einen Streit Joussens mit der Konzernspitze in London hatte das Unternehmen zurückgewiesen.

Joussen hatte noch bei Mannesmann gearbeitet, bevor der deutsche Stahlkonzern mit seinem zweiten Geschäftsfeld Mobilfunk von Vodafone geschluckt wurde. Unter seiner Führung baute Vodafone unter anderem durch die Integration von Arcor das Geschäft mit Festnetzanschlüssen und Firmenkunden aus und setzte auf Fernsehen über das Internet.

Mangold sagte, mit Joussen gewinne die Tui einen „hoch angesehenen Manager mit internationaler Erfahrung, gerade in dem für die TUI so wichtigen angelsächsischen Umfeld“.

Frenzel hatte wie kaum ein anderer Top-Manager einen Konzern umgebaut - allerdings nicht ohne Schwierigkeiten. Nach den Terroranschlägen von 2001 hatte die Reisebranche jahrelang zu kämpfen. Frenzel baute zunächst die Schifffahrt aus, um die Ertragslage mit einer Zwei-Säulen-Strategie zu stabilisieren. Der erneute Schwenk Richtung Verkauf der Schifffahrtssparte kam auf Druck des Großaktionärs John Fredriksen zustande. Doch dann geriet Hapag mit der Finanzkrise in schwere See, und Tui musste mehr Anteile behalten als geplant, um eine Pleite der Tochter zu verhindern.