Commerzbank mit Gewinnzuwachs: Ukraine-Tochter verkauft

Frankfurt/Main (dpa) - Die Commerzbank hat im zweiten Quartal einen weiteren Gewinneinbruch verhindert. Nachdem das Institut vor einem Jahr aufgrund hoher Abschreibungen auf ihre griechischen Staatsanleihen operativ nur noch 51 Millionen Euro verdient hatte, rechnet es nun mit einem Gewinn von 450 Millionen Euro.

Das teilte die zweitgrößte deutsche Bank am Montagabend in Frankfurt mit. Im gesamten ersten Halbjahr verdiente sie nach vorläufigen Berechnungen rund eine Milliarde Euro (Vorjahr: 1,2 Mrd). Die genauen Zahlen legt das Geldhaus am 9. August vor.

Beim Vorsteuerergebnis rechnet die Bank in den ersten sechs Monaten mit einem Gewinn von rund 900 Millionen Euro (Vorjahr: 1,2 Mrd Euro), davon rund 350 Millionen Euro im zweiten Quartal 2012. Dabei belastet eine Abschreibung von 86 Millionen Euro auf die ukrainische Tochter Bank Forum. Die Commerzbank fand mit der ukrainische Smart Group - eine Beteiligungsgesellschaft - einen Käufer. Über die vertraglichen Details vereinbarten beide Seiten zwar Stillschweigen. Allerdings liegt der Verkaufspreis unter dem bisherigen Buchwert, weshalb es nun zur Wertminderung in der Bilanz kommt.

Zudem werden weitere 200 Millionen Euro Belastung anfallen, wenn das Geschäft abgeschlossen ist. Das liegt an Währungseffekten. Die Commerzbank hatte während ihres Engagements Rücklagen in der ukrainischen Währung bilden müssen. Da die Griwna in dieser Zeit gegenüber dem Euro an Wert verlor, muss die Commerzbank diese Differenz abschreiben. Dies wird aber laut Bank nicht mehr das Eigenkapital belasten. Die Transaktion muss noch von den Aufsichtsbehörden genehmigt werden.

Die Commerzbank hatte im Frühjahr 2008 den Mehrheitsanteil an der Bank Forum übernommen. Seitdem enttäuschte das Institut auf der ganzen Linie. Eine Besserung hält die Commerzbank auf absehbare Zeit kaum für möglich, weshalb sie sich nun von der Tochter trennt. Schon im vergangenen Jahr hatte die Commerzbank die Kreditvergabe außerhalb von Deutschland und Polen gestoppt, um ihr Kapital zu schonen.

Der Verkauf ist Teil der laufenden Überprüfung der Konzernstrategie. Die seit der Finanzkrise teilverstaatlichte Bank hatte erst vor einem Monat angekündigt, das Geschäft ihrer Immobilien- und Staatsfinanzierungstochter Eurohypo ebenso abzuwickeln wie die Schiffsfinanzierung.

Der Verkauf hat laut Commerzbank keine wesentlichen Auswirkungen auf das Kernkapital. Die negativen Effekte glichen sich fast mit den positiven durch den Abbau von Risikopositionen aus. Die harte Kernkapitalquote lag Ende März bei 11,3 Prozent. Für Ende Juni 2012 rechnet die Commerzbank mit einer Steigerung auf 12 Prozent. Auf Basis der ab dem kommenden Jahr geltenden strengeren Kapitalregeln („Basel III“) erwartet die Commerzbank zum Jahreswechsel weiter eine Quote von mindestens 10 Prozent.

Vorstandschef Martin Blessing hatte der Stärkung des Kapitals zuletzt absolute Priorität eingeräumt - auch auf Kosten des Gewinns. Die Commerzbank hatte auf Geheiß der europäischen Bankenaufsicht EBA bis Ende Juni eine Lücke von über 5 Milliarden Euro zu füllen. Das Ziel übertraf das Institut.