Bilanz: Überholt VW bald Toyota?
Der japanischen Hersteller kämpft mit den Folgen der Naturkatastrophe. Die Produktion stockt, die Gewinne brechen ein.
Tokio. Toyota hat es hart erwischt: Angesichts der verheerenden Folgen des katastrophalen Erdbebens in Japan von vor zwei Monaten brach der Gewinn im Zeitraum Januar bis März um 77 Prozent auf 25,4 Milliarden Yen (220 Millionen Euro) ein. Zwar verdiente der japanische Autobauer im gesamten Geschäftsjahr 2010/2011 mit 408,1 Milliarden Yen doppelt so viel wie im Vorjahr — dank gestiegenen Absatzes in den boomenden Schwellenländern sowie Kostenkürzungen. Feierlaune kommt bei Toyota aber trotzdem nicht auf.
Denn noch steht nicht fest, wie schlimm die Folgen der Naturkatastrophe für die Produktion und den Absatz am Ende sein werden. Zwar dürfte sich die Produktion schrittweise um ein, zwei Monate früher normalisieren als gedacht. Dennoch könnte Toyota seine Krone als weltgrößter Autobauer verlieren. Prognosen für das neue Geschäftsjahr wagte der Branchenprimus nicht abzugeben.
Toyota-Chef Akio Toyoda legte die Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr genau zwei Monate nach der größten Katastrophe vor, die das Land seit dem Zweiten Weltkrieg erlebte. Toyota hat es mit am härtesten getroffen. Außer massiven Produktionsausfällen durch zerstörte Fabriken, unterbrochene Lieferketten sowie Stromausfälle wegen des Atom-Desasters in Fukushima traf den Autobauer der starke Yen.
Und viele Zulieferer in den Katastrophengebieten schaffen es noch immer nicht, ihre Produktion wieder hochzufahren. Weil der Nachschub fehlt, stehen selbst Montagewerke im Ausland still.
Experten halten es daher für möglich, dass die Konkurrenten VW und General Motors die Japaner in diesem Jahr bei der Zahl verkaufter Autos überholen. In Japans Autobranche wird jetzt überlegt, angesichts der Katastrophe im Nordosten des Landes die Teilebeschaffung weiter zu diversifizieren, um künftige Lieferengpässe zu vermeiden.
Die Naturkatastrophe ist nicht der einzige Schlag, den Toyota hinnehmen musste. Schließlich musste der Konzern gerade noch das milliardenteure Rückrufdesaster verkraften. War die Lage für Toyota schon schlimm, kam es jetzt noch schlimmer, meint ein Experte.