Finanzkrise: Streiks lähmen Griechenland
Bürger demonstrieren gegen Sparpläne. EU berät neue Hilfsmaßnahmen.
Athen. Streik in Griechenland, Alarm in Europa: Hunderttausende traten am Mittwoch in den Streik, protestierten gegen drastische Sparauflagen und lähmten das öffentliche Leben — mitten in Beratungen um neue Milliardenhilfen. Die Finanzminister der Euro-Zone wollen am Montag über zusätzliche Hilfsmaßnahmen für das von der Pleite bedrohte Land beraten.
Ministerien, Finanzämter, Schulen und andere Behörden waren betroffen. Auch Beschäftigte im Flug-, Fähr- und Bahnverkehr legten die Arbeit nieder. Im Zentrum Athens kam es zu Zwischenfällen. Vermummte warfen Knallkörper auf Beamte. Die Polizei setzte Tränengas ein.
„Ich habe den Eindruck, ich befinde mich in einem Labyrinth und einer schreit hinter mir los! Los! Lauf! Nur wo soll ich hin?“, sagt ein Rentner. Seine zwei Enkel sind arbeitslos. Er selbst muss sich gelegentlich etwas Geld von seiner Tochter leihen, um über die Runden zu kommen.
Die Arbeitslosigkeit in Griechenland ist auf mehr als 15 Prozent hochgeschnellt, Tendenz stark steigend. Und Arbeitslosengeld gibt es nur für ein Jahr. Dazu kommt: Der träge Staatsapparat kann nicht die Schattenwirtschaft erfassen — die Steuereinnahmen hinken dem Plan um etwa 1,5 Milliarden hinterher.
Viele Arbeitnehmer haben bereits mehr als 20 Prozent ihres Einkommens verloren. Neue Sparrunden sind angesagt: In den nächsten zwei Jahren müssen 50 Milliarden Euro gefunden werden, damit das Land Löhne und Gehälter der Beamten sowie die Kassen die Renten zahlen können. Niemand weiß, woher das Geld kommen soll.
„Sie wollen unsere sozialen Rechte unterdrücken, für die wir gekämpft haben“, sagt ein 46-jähriger Demonstrant, der in der IT-Branche tätig ist. Es gehe nur darum, „Banken und Banker“ zu retten. „In meiner Firma gab es allein im Januar hundert Entlassungen, unsere Gehälter wurden um 15 Prozent gekürzt, und es wird noch mehr kommen.“