Biosprit E10 droht das Aus

Zu viele Autofahrer verschmähen die Zapfsäule mit dem Biosprit. Einige Politiker denken über Alternativen nach.

Berlin. E10 bleibt an den Zapfsäulen ein Ladenhüter. Was passiert nun mit dem Biosprit? Die FDP sieht E10 als bereits gescheitert an und fordert ein Ende des Experiments. Auch die SPD betont, es könne nicht sein, dass Autofahrer für zu wenig verkauftes E10 zur Kasse gebeten werden. Gestern redete auch die Parlamentarische Staatssekretärin im Umweltministerium, Katherina Reiche (CDU), Klartext: „E10 ist offenbar ein Feigenblatt für eine lange geplante Erhöhung der Tankstellenpreise.“

Auch Bundesumweltminister Norbert Röttgen bezeichnet das Verhalten der Branche als nicht akzeptabel. „Anzeichen dafür, dass die Quote in diesem Jahr anders als in den Vorjahren nicht erfüllt werden könnte, bestehen nicht“, lässt er mitteilen. Die Quote von 6,25 Prozent Biokraftstoffen gemessen am Absatz könne auch anderweitig erreicht werden, etwa durch mehr verkauftes Super mit nur fünf Prozent Ethanol, Diesel mit sieben Prozent Ethanol oder reinen Biodiesel, sagt Reiche. Es sei „völlig daneben“ jetzt schon zu drohen, Strafzahlungen auf die Kunden abzuwälzen. Erst 2012 wisse man, „was wirklich in diesem Jahr geflossen ist“.

Laut Mineralölwirtschaftsverband geht man in der Branche aber jetzt schon von einem Verfehlen der Quote aus, weil man voll auf E10 gesetzt hat. BP spricht von bis zu 400 Millionen Euro an drohenden Strafzahlungen. Daher werden schon jetzt teilweise etwa zwei Cent auf jeden Liter Super mit fünf Prozent Ethanol aufgeschlagen, der statt E10 verkauft wird.

Die Autofahrer fordern Antworten, wie es weitergehen soll. Bleibt E10 auf Jahre der Ladenhüter an Tankstellen, der wegen Strafzahlungen die Preise treibt beziehungsweise einen Vorwand für Preiserhöhungen liefert? Was passiert, wenn jetzt schon eingepreiste Strafzahlungen gar nicht fällig werden und die Kunden vorschnell zur Kasse gebeten worden sind? Der Grünen-Energieexperte Hans-Josef Fell empfiehlt, von Beimischungen wie bei E10 wieder auf Reinbiokraftstoffe umzuschwenken.

E10 ist auch die Geschichte einer Fehlerkette: Autohersteller informierten zögerlich über die E10-Verträglichkeit und wollten keine verbindlichen Garantien geben. An der Tankstelle mangelte es an Listen der Deutschen-Automobil-Treuhand mit Informationen, welches Auto E10 tanken darf. Und die Mineralölfirmen, die sonst mit Millionenwerbeaufwand Spritsorten einführen, stellten eher heimlich auf den Biosprit mit zehn Prozent Ethanol aus Rüben und Getreide um.

Bis zum Frühsommer nutzten laut Mineralölwirtschaftsverband nur zehn Prozent der Benzintanker E10. Dabei war geplant gewesen, dass es bis zu 90 Prozent sind. Über Alternativen zu E10 will Umweltminister Röttgen noch nicht sprechen. Doch langsam könnte er einen Plan B gebrauchen. „E10 ist ein Rohrkrepierer“, heißt es in der Mineralölbranche.