Biotech-Arzneien sind teuer und umstritten
Medikamente, die bei Leiden wie Krebs helfen sollen, sind lukrativ für die Pharmaindustrie.
Düsseldorf. Sie versprechen Hilfe bei Krankheiten, wo konventionelle Arzneien versagen. Sie sind biotechnologisch hergestellte Spezialpräparate, die bei Krebs, Rheuma oder Multiple Sklerose nicht nur Symptome, sondern auch Ursachen bekämpfen sollen. Und sie sind teuer.
Die Pharmaindustrie verdient an den sogenannten „Biologicals“ gut, laut Branchenreport „Medizinische Biotechnologie“ steigerten diese gentechnisch hergestellten Medikamente ihren Umsatz im Jahr 2010 im Vergleich zum Vorjahr um acht Prozent auf 4,9 Milliarden Euro.
Was für die einen Segen, ist für die anderen Fluch: Die Spezialpräparate erhöhen die Kosten im Gesundheitssystem. Im Jahr 2009 lagen die Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherungen für diese Mittel bei rund acht Milliarden Euro, das entspricht 26 Prozent der gesamten Arzneimittelkosten. Dabei machen die Spezialmedikamente nur knapp drei Prozent der Verordnungen aus.
Der aktuelle Arzneimittelreport der Barmer GEK stellt genau diese Problematik dar, ein Großteil der Top-20-Arzneimittel des Versicherers gehört zur Gruppe der Spezialpräparate. Durch ein neues Gesetz haben die gesetzliche Krankenkassen zwar eine neue Handhabe, bei neuen Arzneimitteln den Zusatznutzen in Relation zur Standardmedikation zu bewerten.
„Erstmals können wir über Rabatte bei neuen Arzneimitteln verhandeln und sind hier nicht mehr dem Preisdiktat der Industrie ausgeliefert“, erklärt Claudia Widmaier, Sprecherin vom Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV). Doch Rolf-Ulrich Schlenker vom Barmer GEK-Vorstand merkt an: „Gleichwohl beobachten wir eine beinah ungebremste Dynamik im Bereich der Spezialpräparate. Vergangenes Jahr lagen die Zuwächse meist im zweistelligen Bereich“.
Bei den Pharmakonzernen hingegen erklärt man sich die hohen Einnahmen durch diese Mittel anhand des gestiegenen Bedarfs. „Es muss im Sinne der Kasse sein, dass ihre Versicherten mit schwerwiegenden Erkrankungen am medizinischen Fortschritt teilhaben“, sagt Henning Fahrenkamp, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie.