Blackberry statt Nokia

Bochum bekommt mit RIM einen Investor, der für bis zu 500 neue Arbeitsplätze sorgt.

Bochum. Zwei Monate vor der umstrittenen Schließung des Bochumer Nokia-Werkes gibt es eine erste Zusage für Ersatzarbeitsplätze. So hat gestern der kanadische Blackberry-Hersteller Research in Motion (RIM) angekündigt, in der Ruhrgebietsstadt sein neues Forschungs- und Entwicklungszentrum anzusiedeln.

Zunächst will RIM in Bochum 140 neue Mitarbeiter beschäftigen. Nach Mitteilung des NRW-Wirtschaftsministeriums hat das Unternehmen aber bereits Pläne, den Standort auf bis zu 500 Mitarbeiter zu erweitern.

Die Ansiedlung des innovativen Smartphone-Herstellers ist ein erstes Trostpflaster für Bochum. Schließlich werden nach dem Aus der Nokia-Handy-Herstellung, die nach Rumänien verlagert wurde, etwa 2300 Beschäftigte ab Jahresmitte auf der Straße stehen. Blackberry gibt einigen von ihnen - rund 100 - im Sommer eine neue Chance, allerdings handelt es sich vor allem um hochqualifizierte Ingenieure aus dem Nokia-Entwicklungszentrum.

Eine Geräteproduktion planen die Kanadier in Bochum nicht. Einen Blackberry hat heute fast jeder Manager in der Tasche und erledigt damit ortsungebunden neben Telefongesprächen und Surfen im Internet gleich seine E-Mails.

Liefen die Geschäfte aber gut, könnte die Zahl der Beschäftigten schon bald aufgestockt werden, kündigte RIM-Vizepräsident Thorsten Heins in Düsseldorf an. Angesiedelt wird das Forschungszentrum allerdings nicht auf dem bisherigen Nokia-Gelände, sondern im Technologiepark der Ruhr-Universität Bochum.

Für das erste Jahr plant RIM Investitionen von 45 Millionen Dollar (rund 28 Millionen Euro). "Subventionen werden an RIM nicht gezahlt", betonte NRW-Wirtschaftsministerin Christa Thoben (CDU), die aus den schlechten Erfahrungen mit Nokia gelernt hat. Mit den Finnen wird immer noch um die Rückzahlung von fast 60 Millionen zu unrecht gezahlter Subventionen gerungen. Die Werksschließung kostet Nokia insgesamt 200 Millionen Euro.

"Für die Wahl Bochums waren die Nähe zur Universität und unseren wichtigen Kunden Vodafone und T-Mobile entscheidend", sagte Heins. Man habe Bochum aber schon länger im Blick gehabt. Die endgültige Wahl habe nichts mit der Nokia-Schließung zu tun.

"Das ist ein schöner Tag für das Ruhrgebiet und Bochum", sagte Ministerin Thoben. Die Ansiedlung dokumentiere die Innovations- und Zukunftsfähigkeit des Ruhrgebiets und NRW insgesamt. Auch NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU), zuletzt wegen seiner Rentenpläne gescholten, geriet ins Schwärmen: "Das ist eine großartige Entscheidung", erklärte er. RIM habe richtig erkannt, dass NRW der ideale Standort für Spitzentechnologie ist, sagte er.

Glückwünsche kamen auch von Vodafone, das in Düsseldorf sein internationales Test- und Innovationszentrum für Handys unterhält. "Wir werden RIM unterstützen, Bochum eng an unser Center in Düsseldorf anzubinden", sagte Vodafone-Deutschland-Chef Friedrich Joussen. Man werde RIM für Testzwecke auch ein hochmodernes UMTS-Netz zur Verfügung stellen.