Middelhoff bleibt länger

Der Arcandor-Chef will wichtige strategische Weichen selber stellen.

Düsseldorf. Arcandor-Chef Thomas Middelhoff bleibt beim Handels- und Touristikkonzern nun doch bis Ende 2009 im Amt und will bis dahin persönlich den Umbau weiter vorantreiben. Der Konzernchef begründete die Entscheidung gestern bei der Hauptversammlung in Düsseldorf mit bevorstehenden "wichtigen strategischen Weichenstellungen" in den Bereichen Warenhaus und Versandhandel.

Nach der Ankündigung der Metro, sich von ihrer Kaufhaus-Tochter Kaufhof trennen zu wollen, sei einiges in Bewegung gekommen, sagte Middelhoff. "Da können wir nicht untätig bleiben." Der Konzernchef wies jedoch darauf hin, dass 50 Prozent der Standorte der zu Arcandor gehörenden Warenhauskette Karstadt und der zum Verkauf stehenden Metro-Tochter Kaufhof identisch seien. Seine Strategie könne Arcandor allein oder auch mit einem Partner wie etwa einem Finanzinvestor verfolgen.

Middelhoff hatte zuvor immer angekündigt, das Unternehmen noch 2008 verlassen zu wollen. Der Ende dieses Jahres auslaufende Vertrag des Konzernchefs war zuvor bei einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung vor Beginn der Hauptversammlung verlängert worden.

Der Chef der Versandhandelssparte Primondo, Marc Sommer, rückte zum stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden auf. Der Spanier Manny Fontenla-Novoa, der mit der Tourismus-Tochter Thomas Cook, den größten Bereich des Konzerns leitet, wurde als Mitglied in den Vorstand berufen.

Middelhoff würdigte ausdrücklich die Leistung des von Aktionärssprechern als "Kronprinz" bezeichneten Versandhandelschefs Sommer bei der laufenden Sanierung der Sparte. Dies sei das "Ergebnis eines unglaublichen Kraftakts", so Middelhoff.

Nach Ende seiner nun bis 2009 befristeten Amtszeit werde er in den Aufsichtsrat zurückkehren und die Führung an einen Nachfolger übergeben, kündigte Middelhoff an. Durch die Vertragsverlängerung könne er nun für das von ihm bereits mehrfach angekündigte operative Ergebnis (Ebitda) von 1,3 Milliarden Euro im Geschäftsjahr 2008/09 (30.9.) persönlich "in die Pflicht genommen werden", sagte der Konzernchef. Dieses Ziel sei gleichbedeutend mit einem Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) von rund 850 Millionen Euro.

Für das laufende Geschäftsjahr 2007/08 kündigte Middelhoff erstmals ein bereinigtes Ergebnis im operativen Geschäft von mehr als 800 Millionen Euro an. Mit der Entwicklung im zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahres zeigte sich der Konzernchef "sehr zufrieden".

Der wegen der Liechtensteiner Steueraffäre als Post-Chef zurückgetretene Klaus Zumwinkel erhielt mit 78,83 Prozent der Stimmen die für die Wiederwahl in den Aufsichtsrat erforderliche Mehrheit. Zuvor hatten Aktionärssprecher vor einem drohenden Imageschaden für das Unternehmen gewarnt. Arcandor-Aufsichtsratschef Hero Brahms hatte dagegen auf die Unschuldsvermutung in dem laufenden Ermittlungsverfahren gegen Zumwinkel hingewiesen. "Wenn sich die Vorwürfe verdichten, wird er der Erste sein, der zurücktritt", sagte Brahms.