Blamage für Renault: Spionage-Affäre war keine
Paris (dpa) - Aus Angst vor Industriespionage ist Renault mit großer Wahrscheinlichkeit einem Betrüger auf den Leim gegangen. Eine angebliche Spionageaffäre hat sich als Fehlalarm herausgestellt. Es werde nun wegen Betrugs ermittelt, teilte die Staatsanwaltschaft am Montag in Paris mit.
Renault-Chef Carlos Ghosn entschuldigte sich umgehend bei den drei Managern, die im Januar überraschend entlassen worden waren. Renault warf ihnen vor, strategische Informationen über die Entwicklung von Elektroautos an die chinesische Konkurrenz weitergegeben zu haben.
„Ich habe mich getäuscht, wir haben uns getäuscht und nach den Ausführungen des Staatsanwalts sieht es so aus, als ob wir absichtlich getäuscht wurden“, sagte er am Abend im Fernsehen. Die drei Manager sollten entschädigt werden und wieder Posten bei Renault bekommen, falls sie dies wünschten. Ghosn schloss seinen Rücktritt aus. Er kündigte aber an, auf seinen Bonus in Höhe von 1,6 Millionen Euro zu verzichten. Der Verwaltungsrat, der am Nachmittag in einer außerordentlichen Sitzung zusammengekommen war, habe dies bereits akzeptiert.
Unterdessen ist der Mitarbeiter der Sicherheitsabteilung ins Visier der Justiz geraten, der die Affäre ins Rollen gebracht hatte. Er berief sich auf einen anonymen Informanten, der angeblich Beweise für die Spionagefälle hatte. So wurden mehrere Konten in der Schweiz und in Liechtenstein angeführt, auf die die verdächtigten Mitarbeiter hohe Kommissionszahlungen erhalten haben sollten. Später stellte sich heraus, dass diese Konten überhaupt nicht existierten. Der fragliche Mitarbeiter wurde am Wochenende festgenommen, als er über Guinea an die Elfenbeinküste reisen wollte, um dort als Berater von Präsident Alassane Ouattara zu arbeiten,
Renault hat dem ungenannten Informanten nach Informationen der Staatsanwaltschaft mehr als 300 000 Euro gezahlt. Das Unternehmen geriet in die Kritik, weil es lediglich auf interne Ermittlungen gesetzt hatte und sich allzu früh von dieser Version überzeugt zeigte. Ghosn hatte in einem Fernseh-Interview behauptet, dass es eindeutige Beweise für die Spionage gebe. „Wir werden ausspioniert, weil wir so gut sind“, erklärte er selbstsicher.
Mitarbeiter des Konzerns klagen über ein „paranoides Klima“, berichtete die Zeitschrift „Nouvel Observateur“ kürzlich. Die Entwicklung des Elektroautos gilt als wichtigstes Projekt des Unternehmens. Gemeinsam mit dem japanischen Schwesterkonzern Nissan hat Renault bereits rund vier Milliarden Euro investiert. In diesem und im kommenden Jahr will Renault vier Elektroautos auf den Markt bringen. Derzeit sind mehr als 100 Patente angemeldet.