BMW peilt trotz Gewinneinbruch weiter Rekordjahr an
München (dpa) - BMW hat im zweiten Quartal deutlich weniger Geld verdient: Für die erfolgsverwöhnten Münchner auf den ersten Blick ein herber Schlag. Doch auf den zweiten Blick sieht es für den Autobauer weniger schlimm aus.
BMW hat im zweiten Quartal einen Gewinneinbruch verbucht, peilt für das gesamte Jahr aber weiter ein Rekordergebnis an. Neben den schwächelnden Automärkten in Europa drückten höhere Kosten für Personal und Entwicklung kräftig auf das Ergebnis des Münchner Autobauers. Daneben hatte die Finanzsparte des Konzerns vor einem Jahr erheblich von einem Sondereffekt profitiert. Unter dem Strich schrumpfte der Gewinn der Nobelmarke verglichen mit dem Vorjahresquartal um gut 28 Prozent auf rund 1,28 Milliarden Euro.
BMW-Chef Norbert Reithofer ist dennoch hoch zufrieden mit dem Zwischenergebnis. „Wir haben neue Spitzenwerte bei Absatz und Umsatz sowie das zweitbeste operative Konzernergebnis in der Geschichte des Unternehmens erzielt“, sagte Reithofer am Mittwoch. Der Umsatz kletterte um 7,3 Prozent auf 19,2 Milliarden Euro. Weltweit verkaufte der Nobelhersteller im zweiten Viertel 475 011 Autos der Marken BMW, Mini und Rolls-Royce, ein Plus von 5,4 Prozent. BMW liege im Plan. Der Branchenprimus liegt weiter vor den Rivalen Audi und Daimler.
Vor allem in China und in den USA laufen die Geschäfte der Bayern derzeit gut, in Europa blieb der Absatz einigermaßen stabil. Dennoch bekommt der Konzern die Folgen der Eurokrise langsam zu spüren. Der Wettbewerb wird härter, gerade in schwierigen Märkten geben Hersteller inzwischen höhere Rabatte und verdienen so weniger pro Auto. Herbe Einbrüche gibt es in Krisenländern wie Spanien oder Italien. Allerdings sind diese Märkte für BMW eher überschaubar.
Dennoch: „Wir beobachten die Entwicklung in den einzelnen Märkten genau.“ BMW verfüge aber über ausreichend Flexibilität, um reagieren zu können. Inzwischen leiden nämlich auch die wichtigen Boom-Märkte wie China unter den Folgen der Eurokrise, die Wachstumserwartungen trüben sich ein. Dennoch ist BMW „vorsichtig optimistisch“, sagte Finanzvorstand Friedrich Eichiner. Wenn sich die Lage nicht deutlich verschlimmere, werde BMW sein Rekordziel erreichen. Große Hoffnung setzen die Münchner auf den Start des neuen 3er Touring und den überarbeiteten 7er. Beide sollen im zweiten Halbjahr Schub bringen.
Operativ (EBIT) verdiente BMW mit knapp 2,3 Milliarden Euro im zweiten Quartal 19 Prozent weniger als vor einem Jahr. Neben höheren Kosten für neue Produkte und Personal bekommt auch BMW den schärferen Wettbewerb zu spüren. Wie auch beim Erzrivalen Audi wuchsen auch bei BMW die Vertriebskosten. Dennoch sind beide Hersteller weiter hochprofitabel: Die operative Umsatzrendite, die das Verhältnis von Umsatz zum operativen Ergebnis ausdrückt, liegt bei beiden bei 11,6 Prozent. Daimler liegt mit 8,6 Prozent weit hinter dem Spitzenduo.
Doch Audi und BMW wissen, dass sie auf Dauer solche Werte kaum halten können, in der Branche gilt eine Ebit-Marge zwischen 8 und 10 Prozent eher als normal und ist für beide auch ein wichtiges Ziel. Dennoch schüren die guten Zahlen die Hoffnung, ohne größere Schrammen durch die Eurokrise zu kommen. Doch das liegt nicht in der Hand der Firmen: Ungewohnt deutlich forderte Reithofer die Politik auf, entschlossen zu Handeln und den Euro zu retten. Es gebe zu einem einheitlichen Währungsraum in Europa keine Alternative. Der Euro habe für Wachstum und Wohlstand in Europa und Deutschland gesorgt.
Zugleich mahnte der Manager, die Stabilität der gemeinsamen Währung nicht durch Rettungsaktionen zu gefährden. „Die Rettung des Euros darf nicht zulasten der industriellen Wettbewerbsfähigkeit erfolgen“, sagte Reithofer. Denn obwohl die Nobelmarken verglichen mit anderen Autobauern bisher wenig von den Krisenfolgen spüren, wissen die Manager, dass die Lage brisant ist. Die großen Ziele der Branche lassen sich nur erreichen, wenn die Lage sich nicht zuspitzt.