Börsen sehen entspannt nach Athen
Frankfurt/Athen (dpa) - Der Wahlausgang in Griechenland hat die internationalen Börsen am Montag weitgehend kalt gelassen.
Der deutsche Aktienmarkt setzte sogar seinen Rekordlauf fort. Auch an den europäischen Anleihemärkten blieben Turbulenzen aus - anders als während der Höhepunkte der Euro-Schuldenkrise. Der Euro zeigte sich stabil. Selbst der zeitweise um gut fünfeinhalb Prozent eingeknickte griechische Leitindex ASE holte einen guten Teil seiner Verluste wieder auf.
Der deutsche Leitindex Dax erreichte zeitweise einen Spitzenwert von 10 744 Punkten. Schon in der Vorwoche hatte das Barometer der 30 wichtigsten deutschen Aktienwerte bereits fast fünf Prozent zugelegt. Auch der EuroStoxx 50 verbesserte sich und steuerte damit wieder auf den am Freitag erreichten höchsten Stand seit 2008 zu.
Börsianer seien anhaltend euphorisiert von der billionenschweren Geldspritze, die die Europäische Zentralbank (EZB) in der Vorwoche verabreicht habe, sagte Marktanalyst Andreas Paciorek vom Broker CMC Markets. „Der Sieg der Syriza bedeutet nicht den Austritt Griechenlands aus der Eurozone“, betonten die Analysten der VP Bank. Zum einen reiche das Ergebnis nicht für einen Alleingang der Partei unter Alexis Tsipras. Zum anderen wolle der Parteichef sein Land in der Eurozone halten - er habe seine Rhetorik abgemildert.
Am griechischen Anleihemarkt stieg die Rendite für zehnjährige Staatsanleihen um 0,41 Prozentpunkte auf 8,59 Prozent. Im Euroraum war das die mit Abstand stärkste Bewegung. In Italien und Spanien gerieten Staatstitel nur leicht unter Druck.
Die Renditen ergeben sich bei Staatsanleihen aus dem Wechselspiel von Kursen und Zinssätzen - und signalisieren damit den faktischen Preis, den Staaten für neue Schulden am Kapitalmarkt zahlen müssen. In den Jahren 2010 bis 2012, als die Eurokrise ihren Höhepunkt erreicht hatte, waren diese Renditen noch dramatisch in die Höhe geschossen.
Am Markt für Kreditausfallversicherungen (CDS), mit denen ein Ausfall von Staatsanleihen abgesichert werden kann, stiegen nur die Preise für griechische Schuldtitel nennenswert an. CDS (Credit Default Swaps) auf italienische und spanische Anleihen fielen dagegen im Preis. Auch das zeigt, dass die Anleger vorerst kühlen Kopf bewahrten.
Die wichtigste asiatische Börse in Tokio hatte zuvor mit nur geringen Verlusten auf den Wahlsieg der griechischen Linkspartei reagiert. Der Nikkei-Index für 225 führende Werte gab leicht um 0,25 Prozent auf 17 468,52 Punkte nach.
Die Partei des Wahlsiegers Alexis Tsipras lehnt das Reform- und Sparprogramm ab, es werden harte Verhandlungen erwartet. Analyst Markus Huber von Peregrine & Black betonte, Anleger ignorierten den Wahlausgang vorerst, bis in den nächsten Wochen und Monaten ernsthafte Verhandlungen zwischen Athen und der „Troika“ der internationalen Geldgeber starten. Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem zeigte sich gesprächsbereit. Entscheidungen wurden von dem für den Abend geplanten Eurogruppentreffen indes nicht erwartet.
Die EU und der Internationale Währungsfonds (IWF) hatten Griechenland bislang - gegen strenge Sparauflagen - mit Darlehen in Höhe von rund 240 Milliarden Euro unter die Arme gegriffen. In der Eurogruppe wird über eine Verlängerung des griechischen Rettungsprogramms über den 28. Februar hinaus nachgedacht.