Börsen-Turbulenzen verhageln Allianz das Quartal

München (dpa) - Die griechische Schuldenkrise und abstürzende Aktienkurse haben der Allianz das dritte Quartal kräftig verhagelt. Zwischen Juli und September verbuchte Europas größter Versicherer unter dem Strich nur noch einen Überschuss von 196 Millionen Euro .

Dies ist 85 Prozent weniger als ein Jahr zuvor, als noch 1,3 Milliarden in den Büchern standen. Vorstandschef Michael Diekmann hält trotzdem an seinem Ziel fest, in diesem Jahr einen operativen Gewinn von rund acht Milliarden Euro zu erzielen - ein Großteil der Belastungen ist darin gar nicht enthalten. Das Kerngeschäft läuft stabil.

Schuld an dem heftigen Gewinneinbruch sind Abschreibungen auf Finanzbeteiligungen, ein kräftig gestiegener Steuersatz und die Wertverluste griechischer Staatsanleihen. Insgesamt summierten sich die Verluste bei Kapitalanlagen auf 2,6 Milliarden Euro. Dabei hatten auch die Lebensversicherungskunden ihr Päckchen zu tragen, deren Geld teilweise in Griechenland-Anleihen steckt. Weil zudem die Hälfte der Belastungen außerhalb des operativen Geschäfts verbucht sind, lag der operative Gewinn mit 1,9 Milliarden Euro nur 7 Prozent niedriger als ein Jahr zuvor.

Unter dem Strich kostete die Griechenland-Krise die Allianz im dritten Quartal 122 Millionen Euro, nachdem sie bereits zur Jahresmitte kräftige Abschreibungen vorgenommen hatte. Inzwischen stehen die Papiere noch mit insgesamt 497 Millionen Euro in den Allianz-Büchern - das sind 39 Prozent des Nennwerts. Auch anderen hochverschuldeten Euro-Ländern hat der Versicherer viel Geld geliehen: Die Staatsanleihen von Spanien, Portugal, Irland und Griechenland summieren sich auf 6,6 Milliarden Euro.

Viel stärker noch ist die Allianz in Italien engagiert: In den Staatsanleihen von 25,6 Milliarden Euro steckt vor allem das Geld der italienischen Lebensversicherungskunden. Diese hätten auch den Großteil der Verluste zu tragen, sollte Italien noch tiefer in die Krise stürzen. Controlling-Vorstand Oliver Bäte zeigte sich allerdings optimistisch, dass sich die Lage des Landes mit dem Vollzug des angekündigten Regierungswechsels beruhigt. „Wir haben ein sehr, sehr starkes Vertrauen in Italien.“ Er rechne mit einer guten neuen Regierung. Die Marktreaktionen angesichts der Lage in Italien seien „erheblich übertrieben“.

Im eigentlichen Geschäft profitierte die Allianz von ihrer Kernsparte. „Unsere Schaden- und Unfallversicherung trägt auch in der Krise wieder das operative Ergebnis der Gruppe“, sagte Bäte. Die Stürme „Achim“, „Bert“ und „Frank“ in Deutschland sowie Hurrikan „Irene“ in den USA trieben die Schadenbelastung aus Naturkatastrophen um ein Drittel auf 413 Millionen Euro in die Höhe. Dennoch verdiente der Bereich mit 1,1 Milliarden Euro fast ebenso viel wie ein Jahr zuvor.

In der Lebens- und Krankenversicherung ging der operative Gewinn wegen der Finanzmarkt-Turbulenzen um ein Fünftel auf 520 Millionen Euro zurück. Wie andere Versicherer fordert auch die Allianz, dass Lebensversicherungen künftig weniger von ihren stillen Reserven an ihre Kunden ausschütten. Es sei wichtig, die Gelder langfristig anlegen zu können, um langfristig die Auszahlung an die Kunden zu gewährleisten. Der Vorstand des Finanzkonzerns Wüstenrot & Württembergische, Norbert Heinen, hatte in den „Stuttgarter Nachrichten“ (Freitag) gefordert, das Versicherungsvertragsgesetz dafür entsprechend zu ändern.