Chef der Royal Bank of Scotland nimmt seinen Hut
London (dpa) - Der Vorstandschef der staatlich kontrollierten britischen Großbank Royal Bank of Scotland (RBS) tritt ab. Stephen Hester werde seinen Posten zum Ende des Jahres räumen, teilte die Bank am Mittwoch mit.
„Der Verwaltungsrat ist der Meinung, dass ein ordentlicher Nachfolge-Prozess einem neuen Vorstandschef Zeit geben wird, den Privatisierungsprozess vorzubereiten und die Bank in die kommenden Jahre zu führen“, hieß es in einem Statement der RBS.
Hester sei es nicht möglich gewesen, ein solches zeitlich unbegrenztes Bekenntnis abzugeben. „Der Privatisierungsprozess sollte der Startpunkt für jemanden an der Spitze sein, für mich wäre es das Ende gewesen“, sagte Hester in der BBC. Die Royal Bank of Scotland gehört zu rund 80 Prozent dem britischen Steuerzahler. Ihre Reprivatisierung gilt als eines der heißesten Eisen in der britischen Regierungspolitik. Hester persönlich war unter anderem wegen der Bonuspolitik der Bank unter Beschuss.
Der britische Finanzminister George Osborne will in der nächsten Woche neue Pläne für die Bank bekanntgeben. Am Mittwoch sprach er von einem „neuen Gesicht“, das der Bank gut tun werde. Ein Parlamentsausschuss hatte kürzlich einen ersten Entwurf für Vorschläge zur Zukunft der Bank gemacht. Darin war auch enthalten, dass die RBS in eine Good Bank und eine Bad Bank aufgespalten werden könnte.
Die Royal Bank of Scotland war in der Finanzkrise 2008 haarscharf an der Pleite vorbeigeschrammt und musste mit 45 Milliarden Pfund (heute 53 Mrd Euro) staatlicher Hilfe gerettet werden. Seitdem ist sie aus den Negativschlagzeilen nicht herausgekommen. Sie war in den Skandal um die Manipulation des Libor-Zinssatzes ebenso verwickelt wie in die Affäre um Falschberatung von Kunden bei Kreditausfallversicherungen. Hester hatte 2008 das Ruder übernommen. Seitdem sei die Bilanzsumme um fast eine Billion Pfund reduziert worden, sagte er. Die Bank baute zudem weit über 35 000 Stellen ab.