Nach Niederlage im Tarifstreit Chef von Air France-KLM tritt zurück

Paris (dpa) - Nach einer schweren Niederlage im Tarifkonflikt bei der französischen Fluggesellschaft Air France tritt Konzernchef Jean-Marc Janaillac zurück. In einer Mitarbeiterbefragung sprach sich eine Mehrheit gegen den jüngsten Gehaltsvorschlag des Managements aus.

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Janaillac, der vor nicht einmal zwei Jahren das Ruder des französisch-niederländischen Konzerns Air France-KLM übernommen hatte, kündigte daraufhin am Freitag seinen Abgang an. Der 65-Jährige hatte seine berufliche Zukunft mit dem Ergebnis der Abstimmung verknüpft.

„13 Streiktage und mehr als zwei Monate Konflikt haben Air France geschwächt“, sagte er. „Das ist eine enorme Verschwendung, die unsere Konkurrenten nur freuen kann (...).“ Die Geschäfte des Unternehmens liefen nach schwierigen Jahren der Sanierung zuletzt besser.

Die Pariser Regierung appellierte an „das Verantwortungsgefühl aller, um es dem Unternehmen zu erlauben, seine Entwicklung fortzusetzen“. Der französische Staat ist mit gut 14 Prozent an Air France-KLM beteiligt. Es sei nun am Verwaltungsrat, die Bedingungen für einen Ausweg aus der Krise zu definieren. Das Gremium tritt am Mittwoch zusammen, dort will Janaillac dann seinen Rücktritt einreichen.

Der Lufthansa-Konkurrent beziffert die bisherigen Kosten des Streiks in Frankreich auf mindestens 300 Millionen Euro - mehr als die Hälfte dessen, was Air France im vergangenen Jahr zum operativen Konzerngewinn beitrug. Mit der Mitarbeiterbefragung wollte die Unternehmensspitze eigentlich einen Ausweg aus der Sackgasse finden. Doch nun stimmten gut 55 Prozent mit Nein, bei einer Beteiligung von 80 Prozent der Air-France-Mitarbeiter.

Die französischen Gewerkschaften fordern für die Air-France-Beschäftigten eine sofortige Gehaltserhöhung um 5,1 Prozent, nachdem der Konzern seinen Gewinn 2017 kräftig gesteigert hatte. Das Unternehmen hatte 7 Prozent gestreckt über vier Jahre angeboten. Die niederländische Schwester-Airline KLM war von den Ende Februar begonnenen Streiks nicht betroffen.

Ein Teil der Gewerkschaften denke, dass die Sparanstrengungen der vergangenen Jahre nun erstattet werden müssten, sagte Janaillac. „Das ist ökonomisch nicht möglich, und das wäre vor allem ein Suizid“, sagte er unter Verweis auf die Wettbewerbslage.

David Lanfranchi von der Flugbegleitergewerkschaft SNPNC begrüßte dagegen das Ergebnis der Abstimmung. Das Unternehmen habe versucht, die Gewerkschaften zu umgehen, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Gewinne würden nicht in akzeptabler Weise verteilt.

Die Streiks von Piloten und anderen Beschäftigten kosteten schon im ersten Quartal 75 Millionen Euro und drückten den Konzern damit tiefer ins Minus. Von Januar bis März verbuchte Air France-KLM einen operativen Verlust von 118 Millionen Euro nach einem Minus von 33 Millionen Euro im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Unter dem Strich stand sogar ein Verlust von 269 Millionen Euro.

Ganz anders läuft es bei der British-Airways-Mutter IAG. Allerdings schlägt IAG-Chef Willie Walsh sich mit dem norwegischen Billigflieger Norwegian herum, der sich keineswegs billig von IAG schlucken lassen will. Zwei von IAG vorgelegte Gebote hätten die Airline und ihre Perspektiven zu niedrig bewertet, teilten die Norweger am Freitag in Fornebu mit. Zu IAG gehören neben British Airways bereits die spanischen Fluggesellschaften Iberia und Vueling, die irische Aer Lingus und die neue Billig-Langstrecken-Airline Level.

Das eigentliche Geschäft lief bei IAG im ersten Quartal glänzend. Dank höherer Ticketpreise erzielte der Konzern abseits von Sondereffekten einen operativen Gewinn von 280 Millionen Euro und damit 75 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Unter dem Strich sprang der Gewinn sogar von 72 auf 794 Millionen Euro in die Höhe.

Klassische Airlines wie Lufthansa, British Airways und Air France-KLM kämpfen seit Jahren mit der Konkurrenz von Billigfliegern wie Ryanair und Easyjet. Wie IAG mit Vueling und Level, hat Air France-KLM mit Transavia und Joon eigene Billig-Ableger am Start.