Chinas Finanzmarkt rutscht in die Kreditklemme

Misstrauen schadet auch der Weltkonjunktur.

Peking. Der Schreck war groß. Plötzlich steckten die chinesischen Banken in der gleichen Geldklemme wie der US-Finanzmarkt 2008 nach der Lehman-Pleite. Der Interbankenmarkt kam am Donnerstag praktisch zum Stillstand, was den chinesischen Finanzmarkt in hellen Aufruhr versetzte.

Alle hatten Angst, sich gegenseitig Geld zu leihen. „Der Markt war eingefroren“, sagte Patrick Chovanec, Chefökonom von Silvercrest Asset Management. Er warnt: „Die Lage ist ernst.“

Die große staatliche Bank of China sah sich sogar genötigt, Gerüchte über ihre Zahlungsunfähigkeit zu dementieren. Es hieß, dass sie Zahlungen eine halbe Stunde aufschieben musste, weil ihr das Geld ausgegangen sei. „Es ist nur Wortspielerei: Sie sind nicht zahlungsunfähig gewesen, weil sie sich Zeit gekauft haben“, urteilt Chovanec.

Eine Pleite und einen Sturm des Milliardenvolkes auf die Banken, die riesige Sparguthaben halten, möchte sich in Peking lieber niemand vorstellen. Aber das Unwetter am Finanzmarkt braute sich schon seit Anfang des Monats zusammen.

Stetig stiegen die Geldmarktsätze, zu denen sich die Banken untereinander kurzfristig Geld leihen. Diese Woche explodierten sie auf fast 14 Prozent. Zwar fielen sie am Freitag wieder, dürften sich den Markterwartungen nach den nächsten Monat aber bei rund 8,5 Prozent bewegen — beispiellos hoch.

Die Krise ist damit nicht überwunden, weil die Liquiditätsengpässe anhalten. Mehr als sechs Prozent definieren Ökonomen als Geldklemme. „Damit bewegen sie sich genau an der Klippe“, warnt Chovanec.

Das sind schlechte Nachrichten für die Weltkonjunktur, die stark vom Wachstum in China abhängig ist. Kreditklemme und hohe Raten am Interbankenmarkt bedrohen das Wachstum in China. „Es besteht die Gefahr, dass sich die Verknappung auch auf die Realwirtschaft niederschlägt“, warnen die Experten.

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