Commerzbank streicht gut jede zehnte Stelle
Frankfurt/Main (dpa) - Die Commerzbank streicht rund 5200 Arbeitsplätze und damit gut jede zehnte Stelle im Konzern. Allein in dem seit längerem schwächelnden Privatkundengeschäft sollen wie bereits angekündigt 1800 Vollzeitstellen entfallen.
Auf betriebsbedingte Kündigungen will das teilverstaatlichte Institut nach eigenen Angaben bis 2016 verzichten, sofern die Ziele zum Arbeitsplatzabbau erreicht werden.
„Unser Ziel ist es, den Stellenabbau in vollem Umfang ohne betriebsbedingte Beendigungskündigungen zu realisieren“, sagte Commerzbank-Vorstand Ulrich Sieber am Mittwoch in Frankfurt. Gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretern sei ein Weg für deutliche Kosteneinsparungen gefunden, um an anderer Stelle durch Investitionen die Wettbewerbsfähigkeit und Ertragskraft der Bank zu sichern.
In den kommenden vier Jahren will die Commerzbank mehr als zwei Milliarden Euro investieren, unter anderem im Privatkundengeschäft. Bis zu 1000 Vollzeitstellen sollen entstehen. Ende März hatte die zweitgrößte deutsche Bank noch rund 45 000 Vollzeitjobs, das entspricht etwa 54 000 Beschäftigten.
Die Gewerkschaft Verdi kritisierte den Stellenabbau scharf. „Personalabbau und Zukunftsfähigkeit passen nicht zusammen“, erklärte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Beate Mensch in Berlin. Dies gelte vor allem, wenn Kunden gewonnen und die Qualität des Services verbessert werden sollten.
Ein Teil des Stellenabbaus im Ausland und bei inländischen Töchtern wurde bereits vor einige Monaten beschlossen, darunter der Abbau von etwa 500 Stellen bei der Eurohypo, die auf Druck der EU größtenteils abgewickelt wird. Über die noch ausstehenden 3900 Arbeitsplätze erzielten Betriebsrat und Unternehmensleitung nun eine Vereinbarung.
Bereits im Januar hatte die Commerzbank die Streichung von 4000 bis 6000 Vollzeitstellen bis 2016 angekündigt und in den folgenden Monaten Details mit dem Betriebsrat ausgehandelt. Der Abbau ist Teil des Konzernumbaus, mit dem der Vorstand die mit Gewinnrückgängen kämpfende Bank wieder profitabler machen möchte. Im Zuge der Dresdner-Bank-Übernahme 2008 hatte die Bank bereits der Abbau von 9000 Arbeitsplätzen beschlossen.
Vor allem das Privatkundengeschäft entwickelte sich zuletzt zunehmend zum Sorgenkind. Mit den gut 1200 Filialen verdiente der Dax-Konzern kaum noch Geld. Im Gesamtjahr 2012 halbierte sich der Vorsteuergewinn auf 245 Millionen Euro. Dabei sollte gerade der Privatkundenbereich von der Übernahme der Dresdner Bank profitieren.
Hohen Aufwendungen stehen jedoch sinkende Erträge gegenüber. Deshalb will die Commerzbank sparen. Zugleich plant das Institut Investitionen etwa in neue Filialmodelle mit flexibleren Öffnungszeiten, um mehr Kunden zu gewinnen. Bis 2016 soll das Privatkundengeschäft wieder 500 Millionen Euro zum operativen Gewinn beisteuern.
Die Commerzbank hatte sich mit der Übernahme des Konkurrenten Dresdner Bank kurz vor dem Ausbruch der Finanzkrise verhoben und brauchte deswegen Geld von der Regierung. Die direkten Hilfen hat sie mittlerweile zurückgezahlt. Der Staat hält aber immer noch rund 17 Prozent an dem Institut.