Commerzbank will den Staat abschütteln

Frankfurt/Main (dpa) - Die Commerzbank bläst zum Aufbruch in eine Zukunft ohne Vater Staat: Bestärkt vom besten Jahresstart der Unternehmensgeschichte stellte Vorstandschef Martin Blessing am Freitag in Frankfurt weiter steigende Erträge in Aussicht.

„Der positive Trend des ersten Quartals hat im April angehalten.“

Bei der Hauptversammlung warb das Management bei den Aktionären um Zustimmung für eine gigantische Kapitalerhöhung, mit deren Hilfe der Konzern den Löwenanteil der Staatshilfe zurückzahlen will. Die Zustimmung galt als sicher, da Großaktionäre die Maßnahmen mittragen wollen. Dennoch hagelte es bei dem Aktionärstreffen Kritik.

„Diese Kapitalerhöhung bedeutet für uns eine massive Verwässerung unserer Anteile - zusätzlich, zu den anderen Kröten, die wir schlucken mussten“, kritisierte Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).

Zudem wird der Konzern den Staat nicht ganz los, der ihm nach der riskanten Dresdner-Übernahme mitten in der Finanzkrise mit Milliarden zu Hilfe eilte: Der Bund bleibt mit 25 Prozent plus einer Aktie größter Einzelaktionär der zweitgrößten deutschen Bank. Ein Zeitplan für den Ausstieg des Bundes sei bisher nicht bekannt, sagte Blessing. Er gehe aber davon aus, dass der Bankenrettungsfonds Soffin, über den der Bund beteiligt ist, so kursschonend wie möglich aussteigen werde.

Etliche Anleger warfen dem Management vor, den Kurs der Aktie in den Keller getrieben zu haben. Blessing räumte ein, der Börsenwert der Commerzbank sei von rund 13 Milliarden Euro vor der Dresdner- Übernahme auf 5,7 Milliarden Euro geschrumpft. Am Freitag notierte die Aktie knapp über 4 Euro, gehörte aber zu den Gewinnern im Dax.

In den ersten drei Monaten 2011 legte der Überschuss der Commerzbank - wie bereits vorab mitgeteilt - auf knapp eine Milliarde Euro zu, nach gut 700 Millionen ein Jahr zuvor. Bei Privatkunden, in der Mittelstandsbank und im Osteuropageschäft ging es aufwärts. Allerdings profitierte der Konzern auch davon, dass deutlich weniger Geld für faule Kredite zurückgelegt werden musste, zudem kam der Commerzbank eine Kapitalmaßnahme zu Jahresbeginn zugute.

Blessing bekräftigte die Prognose, in diesem Jahr einen operativen Gewinn „signifikant“ über dem Vorjahreswert von 1,4 Milliarden Euro zu erreichen. 2012 soll das operative Ergebnis dann über die Marke von vier Milliarden Euro klettern.

Die Bank will stärker um Privat- und Geschäftskunden kämpfen. Der neue Privatkundenvorstand Martin Zielke kündigte für Mitte dieses Jahres die Einrichtung neuer Beratungszentren für Geschäftskunden in großen Städten an. Zudem sollen sich mehr Wertpapierspezialisten um die Bedürfnisse der Kunden kümmern.

Die Aktionäre des Dax-Konzerns sollten am Freitag grünes Licht für die größte Kapitalerhöhung der deutschen Unternehmensgeschichte geben: 11 Milliarden Euro will der Konzern einsammeln. So soll bis Mitte Juni der größte Teil der Staatshilfe getilgt werden. Insgesamt 14,3 Milliarden Euro der noch 16,2 Milliarden Euro Steuergeld will die Bank bis dahin zurückzahlen.

„Durch die fast vollständige Rückführung der Stillen Einlage und die damit verbundene Entlastung in den kommenden Geschäftsjahren erhöhen wir unsere strategische und finanzielle Flexibilität“, sagte Blessing. Zugleich rüste sich Deutschlands zweitgrößte Bank für die schärferen Kapitalanforderungen („Basel III“).

Für die vorzeitige Rückzahlung der Staatshilfen überweist der Dax- Konzern dem Bankenrettungsfonds Soffin eine Einmalzahlung von 1,03 Milliarden Euro. Diese Sonderzahlung - gewissermaßen ein Ausgleich für dem Staat entgangene Zinszahlungen - wird voraussichtlich den Gewinn des Instituts nicht schmälern. Die Einmalzahlung solle direkt vom Eigenkapital abgezogen werden und nicht in der Gewinn- und Verlustrechnung verbucht werden, erläuterte Finanzvorstand Eric Strutz.

Die Hoffnung auf eine baldige Dividendenzahlung dämpfte der Vorstand: Nach heutigem Stand werde es erst für das Geschäftsjahr 2012 wieder eine Ausschüttung geben.

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