Daimler verdient mit seinen Autos so viel wie nie zuvor
Stuttgart (dpa) - Daimler-Chef Dieter Zetsche erhöht auf dem Weg zu neuen Rekorden nach einer starken ersten Jahreshälfte noch einmal das Tempo. „Wir fahren noch nicht im höchsten Gang. Wir können noch mehr“, sagte der Konzernlenker am Mittwoch in Stuttgart.
Dies ist vor allem im Wettbewerb mit der bayerischen Konkurrenz wichtig. Denn die VW-Tochter Audi kommt Daimler beim Absatz gefährlich nahe. BMW-Chef Norbert Reithofer kann den Zweikampf entspannt im Rückspiegel betrachten: Er hat unter den deutschen Premiumherstellern derzeit mit Abstand die stärksten Verkaufszahlen vorzuweisen.
„Mit unserem exzellenten ersten Halbjahr liegen wir voll auf Kurs, 2011 zu einem der erfolgreichsten Jahre unserer langen Unternehmensgeschichte zu machen“, sagte Zetsche. Er gehe davon aus, dass der operative Gewinn sich 2011 erfreulicher als erwartet entwickeln werde und den Vorjahreswert von 7,3 Milliarden Euro „sehr deutlich“ übertreffen werde. Der Umsatz soll spürbar über 100 Milliarden Euro liegen (2010: 97,8 Mrd Euro). Mit 1,35 Millionen Autos der Marken Mercedes-Benz, Smart, AMG und Maybach will der Manager so viele Pkw verkaufen wie nie zuvor (2010: 1,28 Mio). Bisher war Zetsche von einem Absatz von 1,3 Millionen Wagen ausgegangen.
Zwar legen Audi und BMW ihre Quartalszahlen erst in den nächsten Tagen vor. BMW-Chef Reithofer hatte die Messlatte für 2011 aber bereits Mitte Juli höher gelegt. Die Bayern wollen im Gesamtjahr nun mindestens 1,6 Millionen Fahrzeuge der Marken BMW, MINI und Rolls-Royce verkaufen. Im April, Mai und Juni setzten die Münchener 450 601 Autos ab, Audi 340 450. Dazwischen belegte Daimler mit 357 636 Wagen Platz zwei.
In Sachen Profitabilität dürften die Stuttgarter nach Ansicht von Experten trotz eines deutlich besseren Wertes als im ersten Quartal auch im zweiten Vierteljahr hinter beiden bayerischen Herstellern zurückbleiben. Die Umsatzrendite (Verhältnis des Umsatzes zum operativen Gewinn) liegt in Daimlers Pkw-Sparte bei 10,7 Prozent. Experten rechnen damit, dass BMW mit einem Wert nahe 13 Prozent auftrumpfen könnte, Audi dürfte auf rund zwölf Prozent kommen.
„Unser Unternehmen hat sich im zweiten Quartal bei Absatz, Umsatz und Ergebnis sehr dynamisch entwickelt“, betonte Zetsche. Der Gewinn legte dabei deutlich stärker zu als der Umsatz. Die Erlöse stiegen auch aufgrund von Wechselkurseffekten lediglich um fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal auf 26,3 Milliarden Euro. Das Konzernergebnis kletterte um 30 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro. Wegen der hohen Pkw-Verkäufe und der Erholung der Lkw-Märkte wuchs das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) um 23 Prozent auf 2,58 Milliarden Euro.
Die Pkw-Werke des Konzerns sind voll ausgelastet. „Die Produktion läuft auf Hochtouren“, sagte Zetsche. „Voraussichtlich werden wir sowohl den Sommer als auch den nächsten Winter durchproduzieren.“ Daimler hätte mehr verkaufen können, „wenn wir die Fahrzeuge hätten produzieren können“, erklärte der Manager.
Besonders gut verkauften sich im zweiten Quartal die Geländewagen wie die M-, R- und GLK-Klasse und die Mittelklassewagen der C-Klasse. Daimler setzte 357 636 Autos ab - so viele wie nie zuvor in einem Vierteljahr. Der Umsatz wuchs um vier Prozent auf 14,6 Milliarden Euro. Der operative Gewinn legte um 14 Prozent auf den Rekordwert von 1,6 Milliarden Euro zu.
Für das zweite Halbjahr rechnet Zetsche allerdings damit, dass das EBIT unter dem Wert der ersten sechs Monate (2,9 Mrd Euro) liegen könnte. Gründe seien eine ungünstige Wechselkursentwicklung, hohe Rohstoffkosten und der kostspielige Start mehrerer neuer Autos, sagte der Manager. Im Herbst kommt die neue M-Klasse auf den Markt, im November die neue B-Klasse als erstes Modell der neu entwickelten Kompaktwagenfamilie.
Statt bisher zwei Fahrzeugen, die sich stark ähnelten, werde Daimler in diesem Segment künftig vier Fahrzeuge anbieten, die sich alle voneinander deutlich unterscheiden, sagte Zetsche. So wolle Daimler neue Käuferschichten und erhebliche neue Wachstumspotenziale erschließen.
Die Zahl der Mitarbeiter soll 2011 im Vergleich zum Vorjahr weltweit um 10 000 auf rund 270 000 steigen. Ihr Personalchef wird auch in den nächsten Jahren Wilfried Porth bleiben. Sein Vorstandsvertrag wurde bis April 2017 verlängert.