Dax nach Zahlenflut im Minus
Frankfurt/Main (dpa) - Enttäuschende Zahlen mehrerer Dax-Größen sowie der weiter ungelöste US-Schuldenstreit haben am Donnerstag für Verluste am deutschen Aktienmarkt gesorgt.
Der deutsche Leitindex ging mit minus 0,86 Prozent auf 7190,06 Punkte aus dem Handel und knüpfte damit an seine Entwicklung vom Vortag an. Der MDax sank um 1,45 Prozent auf 10 488,79 Punkte, der TecDax verlor 1,69 Prozent auf 826,76 Punkte.
Marktanalyst Gregor Kuhn von IG Markets sprach von einem gemischten Bild am „Super Thursday“, an dem gleich sieben Dax-Konzerne ihre Zahlen vorgelegt hatten. Matthias Jasper, Leiter Aktienhandel der WGZ Bank, verwies auf „ein paar verfehlte Erwartungen“. Zudem dürfte der Streit um die Schuldengrenze in den USA den Markt bis zu einer Einigung beherrschen. Er rechne zwar mit einer Lösung, „bis dahin kann aber durchaus noch mehr Porzellan zerschlagen werden“. Zumindest etwas Rückenwind brachten dem Dax, der zeitweise sogar mit knapp zwei Prozent im Minus gelegen hatte, im späten Handel noch positive US-Konjunkturdaten.
Die VW-Vorzüge rutschten nach Zahlen um 4,17 Prozent auf 138,05 Euro ab und waren damit einer der schwächsten Dax-Werte. Der Autobauer hatte sein operatives Ergebnis zwar erneut deutlich gesteigert, Börsianer sahen das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) jedoch leicht unter den Erwartungen. Zudem mache die zuletzt besonders gute Kursentwicklung im Autosektor gerade diese Titel anfällig für Gewinnmitnahmen, wenn positive Überraschungen ausblieben.
Ein noch größeres Minus von 4,21 Prozent auf 63,09 Euro mussten am Dax-Ende die BASF-Papiere hinnehmen. Die Zahlen des weltgrößten Chemiekonzerns hätten auf allen Ebenen enttäuscht, kritisierten Marktteilnehmer. Schwach entwickelten sich nach Zahlen auch die Aktien von Siemens, sie verbilligten sich um 1,12 Prozent auf 90,13 Euro. Einmaleffekte wie eine Strafzahlung an den ehemaligen Partner Areva und Abschreibungen hatten den Gewinn des Elektrokonzerns deutlich geschmälert.
Bayer-Titel fielen um 1,18 Prozent auf 56,85 Euro zurück. Auch dieser Quartalsbericht wurde negativ bewertet. Umsatz und operatives Ergebnis seien enttäuschend, der Ausblick sei nur bestätigt worden, hieß es am Markt. Bei der Lufthansa hatten derweil die Unruhen in Nordafrika, die Katastrophe in Japan sowie teures Kerosin die Entwicklung belastet. Im operativen Geschäft hatte es die größte deutsche Fluggesellschaft nur knapp in die Gewinnzone geschafft. Die Papiere gaben in der Folge um 2,83 Prozent auf 14,065 Euro nach.
Den Reigen vervollständigten MAN und Infineon. Deren Aktien legten eine Berg- und Talfahrt hin und schlossen beide mit deutlichen Verlusten. Während MAN-Titel mehr als zweieinhalb Prozent einbüßten, verloren Infineon-Papiere knapp dreieinhalb Prozent. Börsianer bezeichneten den Ausblick des Halbleiterspezialisten als vorsichtig.
Einer der wenigen Gewinner im Dax waren die Aktien der Merck KGaA mit plus 2,07 Prozent auf 75,29 Euro. Experten sprachen von einer Gegenbewegung, nachdem die Papiere tags zuvor nach schwachen Zahlen rund fünf Prozent eingebüßt hatten.
Der EuroStoxx 50 zeigte sich mit minus 0,04 Prozent auf 2692,76 Punkte kaum verändert. Der CAC 40 in Paris verlor moderat, während der FTSE 100 in London zulegte. In den USA lag der Dow Jones zum europäischen Handelsschluss ebenfalls im Plus.
Am deutschen Rentenmarkt fiel die durchschnittliche Rendite der börsennotierten Bundeswertpapiere auf 2,42 (Vortag: 2,48) Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,62 Prozent auf 125,91 Punkte. Der Bund Future legte um 0,09 Prozent auf 129,49 Punkte zu. Der Euro gab nach, die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,4260 (1,4446) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,7013 (0,6922) Euro.