Sommerflaute dämpft Jobaufschwung
Nürnberg/Berlin (dpa) - Die Sommerflaute hat dem deutschen Jobaufschwung im Juli einen leichten Dämpfer versetzt - doch schon im Herbst rechnet die Bundesagentur für Arbeit (BA) wieder mit sinkenden Arbeitslosenzahlen.
Nach Angaben der Nürnberger Behörde vom Donnerstag waren im Juli 2,939 Millionen Menschen offiziell als arbeitslos gemeldet. Das waren 46 000 Menschen mehr als im Juni, aber 247 000 weniger als im Vorjahr. Die Arbeitslosenquote legte um 0,1 Punkte auf 7,0 Prozent zu, nachdem sie vor einem Jahr noch bei 7,6 Prozent gelegen hatte.
Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) sieht in der saisonüblichen Delle bei den Arbeitsmarktzahlen kein Alarmzeichen. Trotzdem mehrten sich die Hinweise, dass sich mit dem Wachstum auch der Jobaufbau am Arbeitsmarkt verlangsame, heißt es in einer Stellungnahme der Ministerin. Deshalb müsse man „mehr tun“, um auch jene in reguläre Beschäftigung zu bringen, die immer noch arbeitslos seien.
BA-Vorstandsmitglied Heinrich Alt ist derweil auch für das kommende Jahr zuversichtlich. Trotz erster Anzeichen einer leichten Abkühlung der Konjunktur rechnet er für 2012 mit sinkenden Arbeitslosenzahlen - und zwar um rund 200 000. Für dieses Jahr geht die BA von einer durchschnittlichen Erwerbslosigkeit von 2,9 Millionen aus, 2012 wären es nach Alts Prognose rund 2,7 Millionen. Anzeichen für ein Ende des nun schon zwei Jahre dauernden Job-Booms sieht Alt im Augenblick nicht: „Die deutsche Wirtschaft hat sich auf hohem Niveau stabilisiert. Ich gehe von aus, dass sich die positive Entwicklung fortsetzt.“
Auch von der Griechenland- und Euro-Krise drohe dem deutschen Arbeitsmarkt derzeit keine Gefahr. „Die Finanzkrise dauert ja schon länger; bisher haben wir auf dem Arbeitsmarkt davon kaum etwas gespürt. Ich hoffe, dass die jüngsten EU-Beschlüsse die Lage etwas stabilisieren werden“, sagte der BA-Manager. Dennoch gebe es Risiken. Als Beispiel nannte Alt die Haushaltskrise in den USA und die Entwicklung der chinesische Konjunktur. Von der wirtschaftliche Lage in beiden Ländern seien viele der exportorientierten deutschen Unternehmen abhängig.
Der Anstieg der Arbeitslosigkeit im Juli hat nach Alts Einschätzung allein jahreszeitliche Gründe. Viele Unternehmen zögerten während der Sommer- oder vor Beginn der Werksferien mit Neueinstellungen. Außerdem meldeten sich viele Jugendliche nach Abschluss von Schule oder Ausbildung im Juli vorübergehend arbeitslos. Dass sich an der grundlegend positiven Tendenz nichts geändert habe, zeige die saisonbereinigte Arbeitslosenzahl. Ohne die jahreszeitlichen Besonderheiten wäre die Zahl der Jobsucher im Juli um 11 000 zurückgegangen - um 8000 im Westen und 3000 im Osten Deutschlands.
Auch beim Blick in die Beschäftigtenstatistik stehen die Zeichen auf Aufschwung. So stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nach den jüngsten Daten vom Mai um 86 000 auf 28,37 Millionen. Binnen Jahresfrist sind damit nach vorläufigen BA-Angaben 706 000 neue reguläre Jobs entstanden, darunter 415 000 Vollzeit- und 291 000 Teilzeitstellen. Zählt man auch Jobs ohne Sozialabgabenpflicht hinzu, so gab es zuletzt im Juni 40,98 Millionen Erwerbstätige - 103 000 mehr als im Mai und 476 000 mehr als im Jahr davor. Die neuen Stellen seien unter anderem im Handel (92 000 Stellen), im Gesundheits- und Sozialwesen (107 000), in der Industrie (131 000) und bei Zeitarbeitsfirmen (136 000) entstanden
Die vergleichsweise niedrige Arbeitslosigkeit führt bei der Bundesagentur inzwischen auch zu einer spürbaren finanziellen Entlastung: Bis Ende Juli hatte die Nürnberger Bundesbehörde überraschend einen Überschuss von 960 Millionen Euro eingefahren. Ursprünglich hatte sie bis zu diesem Zeitpunkt mit einem Verlust von 1,38 Millionen Euro gerechnet. BA-Vorstandsmitglied Raimund Becker dämpfte aber die Hoffnung, bis zum Jahresende könnte sich der zunächst kalkulierte Verlust von 5,4 Milliarden Euro in einen Gewinn umkehren. Da bei der BA noch Milliardenzahlungen an den Bund offen seien, rechnet Becker vielmehr bis Ende Dezember mit einem Verlust von 1,9 Milliarden Euro.