Der Finger als Passwort

Das neue iPhone ist mit einem Fingerabdruck-Scanner ausgerüstet. Beginnt nun der Siegeszug der Biometrie?

Berlin. Fingerabdruck-Sensoren sollen Laptops und Smartphones erobern — und der Biometrie einen Boom bescheren. Den Trend kann man am Verlauf der Aktie von Precise Biometrics ablesen. Seit Jahresanfang hat der Kurs der schwedischen Firma um fast 450 Prozent zugelegt. Ein Spitzenwert fällt auf: Am 10. September bestätigt Apple-Chef Tim Cook, dass das neue iPhone-Spitzenmodell mit einem Fingerabdrucksensor ausgerüstet wird — am Tag darauf erreichte das Papier ein Allzeithoch.

Fingerabdruckleser für PC und Smartphone sind keine Erfindung von Apple. Notebook-Hersteller wie Lenovo bieten in bestimmten Modellen die Option an, mit einem Fingerwisch die Bildschirmsperre aufzuheben. Doch bislang konnte sich die Funktion nicht durchsetzen.

Wenn am Freitag der Verkauf des neuen iPhone 5s beginnt, könnte nach Einschätzung mancher Experten eine neue Ära für die Biometrie im Massenmarkt anbrechen. Im Home-Button des Apple-Geräts befindet sich ein Fingerabdruck-Scanner, der auf Wunsch des Anwenders das Telefon entsperren kann.

„Wir halten das für einen wichtigen, weil anwenderfreundlichen Schritt“, sagt Sabine Bendiek, Geschäftsführerin von EMC Deutschland, einem Spezialisten für die Speicherung großer Datenmengen. „Passwörter werden zu einfach gewählt oder sie sind so komplex, dass Anwender sie sich nicht merken können.“

„Das iPhone 5s ist das erste im großen Stil vertriebene Mobilgerät, in dem ein biometrischer Sensor verbaut wird“, sagt Kay Meier, Top-Manager des US-Biometrie-Start-ups Bio-key. Allerdings sei das Apple-System darauf ausgerichtet, das iPhone selbst und das eigene System — den Einkauf bei iTunes — abzusichern.

Was in den Augen von Meier als Nachteil erscheint, sieht Apple als Vorteil. Die Kalifornier planen nämlich bislang nicht, die biometrischen Informationen über eine Programm-Schnittstelle anderen Software-Herstellern und Dienstleistern bereitzustellen. Auch einen Einsatz des iPhones als digitales Portemonnaie hat Apple bisher nicht geplant. Vielleicht ahnt Apple-Chef Cook auch, dass die Akzeptanz für einen breit angelegten Einsatz des Fingerabdrucks als Universalschlüssel für Finanz-Transaktionen oder Zugangskontrolle für Heim und Büro bei den Kunden noch nicht da ist.

Zur Verunsicherung der Anwender tragen Äußerungen wie die des deutschen Datenschutzbeauftragten Johannes Caspar bei. Dem „Spiegel“ sagte er, Fingerabdrücke sollte man nicht für alltägliche Authentifizierungsverfahren abgeben, insbesondere, wenn sie in einer Datei gespeichert werden. „Biometrische Merkmale kann man nicht löschen.“ Apple betont jedoch, dass der Fingerabdruck nicht auf dem iPhone gespeichert wird.