Deutsche Bank spürt Gegenwind

Kritik gibt es am geplanten Wechsel Josef Ackermanns an die Spitze des Aufsichtsrats.

Frankfurt. Das designierte Führungstrio der Deutschen Bank hat mit zunehmend schärferem Gegenwind zu kämpfen. Von der Euro-Schuldenkrise kann sich Deutschlands größte Bank nicht abkoppeln, auch wenn Konzernchef Josef Ackermann stets an vorderster Front darum ringt, die Belastungen für die Branche möglichst klein zu halten.

Im Inland sieht sich der Konzern mit Kritik am geschnürten Führungspaket konfrontiert: Vor allem dass Ackermann 2012 direkt aus der Vorstandsetage an die Aufsichtsratsspitze wechseln soll, sorgt in der Politik für Unmut. Deutsche Analysten und Aktionärsvertreter sehen das weniger kritisch: Hauptsache, die quälende Ungewissheit hat ein Ende.

Ackermann will trotzdem in seinem letzten Jahr als Vorstandschef Kurs auf das beste Ergebnis der Unternehmensgeschichte halten. Er bekräftigte am Dienstag das Ziel, 2011 erstmals im operativen Geschäft 10 Milliarden Euro vor Steuern zu verdienen. Mit 5,5 Milliarden Euro hat der Konzern nach sechs Monaten schon mehr als die Hälfte davon erreicht. Wegen der Euro-Schuldenkrise sei es aber schwerer geworden, warnte Ackermann.

Im zweiten Quartal (Grafik) konnte sich die Bank den Turbulenzen an den Handelsmärkten kaum noch entziehen. Ein dank der zugekauften Postbank stärkeres Privatkundengeschäft machte die Rückgänge allerdings wett.

Dass die deutsche Nummer Eins von diesem Kurs nicht abweicht, soll Ackermann künftig als Aufsichtsratschef überwachen. Nach wochenlangem Gezerre hatte das Kontrollgremium dafür am Montagabend den Weg freigemacht. Der Schweizer soll nach der Hauptversammlung im Mai 2012 vom Management direkt an die Spitze des Aufsichtsrates wechseln. Im Vorstand sollen dann der oberste Investmentbanker Anshu Jain und Deutschland-Chef Jürgen Fitschen die Amtsgeschäfte übernehmen.

Am Markt kamen die Nachrichten zunächst gut an — der Verbleib Ackermanns wurde goutiert. Eine Niederlage im Machtkampf gegen den aktuellen Aufsichtsratschef Clemens Börsig wäre Analysten sauer aufgestoßen. Die Aktie drehte später allerdings leicht ins Minus, als das Quartalsergebnis stärker in den Blick geriet, das etwas schlechter ausfiel als erwartet.