Deutscher Automarkt unter Druck: Preiskampf
Frankfurt/Duisburg (dpa) - Autokäufer in Deutschland können sich weiter über Schnäppchenpreise freuen: Der hart umkämpfte deutsche Automarkt stagniert, der Verkaufs- und Preisdruck bleibt einer Studie zufolge hoch.
Das zwingt die Hersteller zu immer neuen Rabattaktionen.
Im Februar buhlten die Autobauer mit 370 Sonderaktionen um die Gunst der Kunden, wie das Center Automotive Research (CAR) der Universität Duisburg-Essen am Montag berichtete. Das seien so viele wie nie in einem Februar seit Beginn der CAR-Rabattstudien vor fünf Jahren. Gegenüber Januar 2011 sei die Zahl der Rabattaktionen um mehr als ein Fünftel gestiegen.
Im Durchschnitt sparten die Kunden im Februar durch Sondermodelle, Sonderfinanzierungen, Leasing oder Rabatte 11,0 Prozent gegenüber dem Listenpreis. Zusätzlich Händlerrabatte sind nicht berücksichtigt. Deshalb könne der Nachlass im Endeffekt sogar deutlich höher liegen, betonte CAR-Direktor Ferdinand Dudenhöffer: „In aller Regel werden etwa die Sondermodelle mit zusätzlichen, zum Teil zweistelligen Händlerrabatten im Verkauf angeboten.“
Die höchsten Nachlässe mit 26,3 Prozent zum Listenpreis ermittelte das Zentrum erneut für den Fiat Panda, der vor einem Modellwechsel steht. Chevrolet bot das Modell Aveo für einen Einstiegspreis von 8 895 Euro an - ein Nachlass von 3 095 Euro oder 25,8 Prozent gegenüber der Standardpreisliste.
Der Preiskampf am deutschen Automarkt zeigt sich auch bei den Internetvermittlern. Diese Preise belegen nach Dudenhöffers Einschätzung, welche Zusatzrabatte beim Autokauf im Handel möglich sind. Der durchschnittliche Händlerrabatt, den das Institut bei Internetvermittlern ermittelte, lag im Februar bei 18,2 Prozent - und damit um 0,6 Prozentpunkte höher als im Januar. Größere Nachlässe gab es unter anderem auf den 1er und den X1 von BMW, den Ford Fiesta und Focus oder den Astra, Corsa und Meriva von Opel.
Der VW Golf werde bei Internetvermittlern mit einem Nachlass von 20,5 Prozent angeboten. Ähnlich wie das BMW beim alten 3er versucht habe, scheine VW in der Auslaufphase des Golf die Verkäufe mit hohen Nachlässen ankurbeln zu wollen, analysierte Dudenhöffer. Dies geschehe allerdings sehr früh, denn der neue Golf stehe erst Ende November bei den Händlern.
Beim Golf-Sondermodell „Match“ erhöhe sich der Rabatt über Internetvermittler sogar auf 31 Prozent, errechnete das CAR-Institut: „Damit wird der VW Golf zum absoluten Schnäppchen. Die hohen VW Golf Rabatte spüren auch Wettbewerber wie der Opel Astra, der mit 28,2 Prozent Rabatt bei Internetvermittlern angeboten wird und der Ford Focus mit 24,3 Prozent Rabatt.“
Als Indikator für die Stimmung bei den Herstellern zählt auch die Zahl der taktischen Zulassungen. Dabei werden Neuwagen auf Autobauer oder Autohändler erstzugelassen, um dann mit Preisabschlägen mit mehr als 20 Prozent verkauft zu werden.
Im Januar wurden nach den Angaben mehr als 63 000 Neuwagen als Eigenzulassungen in den Markt gebracht, der Anteil an den Gesamtzulassungen stieg leicht auf 30,3 Prozent. Dabei brachten VW und Audi gut jedes vierte Auto als Tageszulassung in den Markt, Ford, BMW, und Mercedes knapp jedes dritte. An der Spitze stand Opel mit 35 Prozent - nach fast 52 Prozent im Dezember. Es sei gut, dass Opel die Zahl der taktischen Zulassungen zurückgefahren habe, sagte Dudenhöffer: „Denn das macht das Image kaputt, wird für den Autobauer sehr teuer und zerstört den Markt.“