Deutscher Maschinenbau setzt Aufholjagd fort
Frankfurt/Main (dpa) - Der deutsche Maschinenbau setzt seine Aufholjagd fort, kann die außerordentliche Dynamik vom Frühjahr aber nicht halten. Bei den Unternehmen der Schlüsselindustrie gingen im Oktober real 32 Prozent mehr Bestellungen ein als im Vorjahresmonat.
Dies teilte der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) am Mittwoch in Frankfurt mit. Vor allem im Ausland sind Maschinen und Anlagen „Made in Germany“ gefragt: Das Inlandsgeschäft stieg um 25 Prozent, bei der Auslandsnachfrage gab es ein Plus von 35 Prozent im Vergleich zum Vorjahresniveau. Nach dem herben Einbruch 2009 hatte die Branche im zweiten Quartal 2010 Orderzuwächse von teilweise über 60 Prozent erzielt.
VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers sagte am Mittwoch: „Der Auftragseingang im Oktober macht abermals deutlich, dass das stürmische Wachstum des ersten Halbjahres inzwischen einer ruhigeren Gangart gewichen ist.“ Die Dynamik insbesondere im zweiten Quartal erklärte Wiechers mit einem „Rückpralleffekt“: „Investitionen wurden angestoßen durch staatliche Förderprogramme, Lager wurden wieder aufgefüllt, Investoren haben Projekte wieder aufleben lassen. Es gab einen Riesenschub, der sich in dieser Form natürlich nicht fortsetzen wird.“
Ohnehin warnte der Verband davor, die positiven Zahlen überzubewerten: „Jeder Vorjahresvergleich hat seine Tücken, insbesondere dann, wenn wir wie dieses Mal in der Krise ein so tiefes Niveau erreicht haben.“ Die Betriebe hätten ihre Vorkrisen-Stände längst nicht wieder erreicht. Im Krisenjahr 2009 war die Produktion der deutschen Maschinen- und Anlagenbauer um ein Viertel (24,5 Prozent) eingebrochen - „das werden wir nicht in zwei Jahren wettmachen“, sagte Wiechers.
Für 2010 erwartet der Verband ein Wachstum von 6 Prozent, für 2011 von 8 Prozent. Ende Dezember werde die Produktion in etwa die Werte des Jahreswechsels 2006/2007 erreichen, erklärte Wiechers: „Nach unserer Prognose wird die Produktion 2011 rein rechnerisch auf dem Niveau von 2007 liegen oder 14 Prozent unter dem Niveau aus dem Spitzenjahr 2008.“
Bei ihrer Aufholjagd laufen die einzelnen Maschinenbau-Fachzweige nicht im Gleichschritt. So näherten sich Bereiche wie die elektrische Automation oder Gießereimaschinen schon wieder ihrem früheren Spitzenniveau oder lägen sogar leicht darüber. Andere Bereiche hätten hingegen bestenfalls die Hälfte des Aufholprozesses geschafft. Das gelte etwa für Druckereimaschinen, die Landtechnik oder die Fördertechnik.
Insgesamt geht es im Maschinenbau aber bergauf. Das zeigt sich immer mehr auch an den Beschäftigtenzahlen. Im September gab es in der Branche nach Verbandsangaben 913 000 feste Arbeitsplätze und damit 4000 mehr als einen Monat zuvor - und 11 000 mehr als zum Tiefpunkt im Mai 2010. Ende 2009 hatten die Betriebe allerdings noch 921 000 Festangestellte. „Wir haben jetzt vier Monate in Folge unsere Stammbelegschaften ausgebaut. Es wird nicht nur in Leih- und Zeitarbeit investiert“, sagte Wiechers. Dieser Trend solle sich in den kommenden Monate fortsetzen.