Dienst-Mails im Urlaub — Firmen steuern gegen
Zahlreiche Beschäftigte sind auch in der Freizeit ständig erreichbar. Einige Unternehmen wollen das nun ändern.
Stuttgart. Südfrankreich. Warmer Sommerabend. Ungelesene Dienst-E-Mails: 153. Schnell mal reinklicken, könnte ja wichtig sein. „Es gab eine Beschwerde über Sie.“ Waaas? Die Erholung ist dahin. Schnell mal im Urlaub die Dienst-Mails beantworten, für viele Arbeitnehmer ist das Alltag. Einige große Unternehmen wollen nun gegensteuern.
„Es zeigt sich schon jetzt, dass sich das Modell bewährt“, heißt es beim Betriebsrat von Volkswagen. Seit gut einem Jahr schaltet VW Mitarbeitern mit einem Firmen-Smartphone nach Feierabend den E-Mail-Eingang ab.
Daimler will im kommenden Jahr nachziehen: Wer nicht im Dienst ist, kann seine E-Mails dann auf Wunsch automatisch löschen lassen. So sollen Mitarbeiter in Ruhephasen besser abschalten können, heißt es. Einzige Voraussetzung: Ein automatischer Abwesenheitsassistent informiert den Absender über die Vertretung und darüber, dass die E-Mail nicht beantwortet werden kann.
Viele Unternehmen sehen die Problematik ähnlich. So rigoros wie VW und Daimler gehen sie allerdings nicht vor. Die Telekom etwa hat eine Richtlinie zum Umgang mit E-Mails. Mitarbeiter sollen aber selbst entscheiden, ob sie in der Freizeit in den Posteingang schauen. Bei Siemens hält man das ähnlich: „Jeder Mitarbeiter sollte selbst entscheiden können, wann er die Medien abschaltet“, sagt ein Sprecher.
Arbeitspsychologen stellen das infrage. „Meiner Meinung nach ist es eine Organisationsaufgabe des Arbeitgebers“, sagt Frank Brenscheidt von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz. „Dinge, die fest geregelt sind, finde ich aus arbeitsrechtlicher Sicht gut.“