dpa-Nachrichtenüberblick Wirtschaft

Bund senkt Wachstumsprognose für 2017 - aber weiter Job-Rekord

Berlin (dpa) - Die deutsche Wirtschaft wird aus Sicht der Bundesregierung nur leicht von der schwächelnden Weltkonjunktur getroffen und auf Wachstumskurs bleiben. Wie zuvor schon mehrere Ökonomen korrigierte die Bundesregierung aber ihre Prognose für das nächste Jahr etwas nach unten. In der von Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) am Mittwoch vorgelegten Frühjahrsprojektion wird für 2017 nun mit einem Konjunkturplus von 1,5 Prozent gerechnet. Im Oktober war noch ein Zuwachs von 1,8 Prozent erwartet worden. Für das laufende Jahr bleibt es bei dem im Januar geschätzten Plus von 1,7 Prozent. Trotz des abgeschwächten Wachstums wird auch für das nächste Jahr eine Rekordbeschäftigung von 43,9 Millionen Erwerbstätigen erwartet.

Stimmung der europäischen Verbraucher trübt sich ein

Nürnberg (dpa) - Flüchtlingskrise, Terrorgefahr und ein drohender „Brexit“ verderben den europäischen Verbrauchern die Stimmung. Das Konsumklima hat sich im ersten Quartal 2016 in Europa verschlechtert, wie das Marktforschungsunternehmen GfK am Mittwoch in Nürnberg mitteilte. Der Rückgang sei mit 3,2 Punkten auf 9 Zähler zwar noch moderat ausgefallen, sagte GfK-Experte Rolf Bürkl. Dennoch spiegele sich die Furcht der Verbraucher wider, dass die Wirtschaft insgesamt abkühlen werde. Die GfK befragt zu der Studie im Auftrag der EU monatlich 40 000 Personen in 28 EU-Ländern. Vor allem der Gegenwind für Exportländer durch die wirtschaftliche Schwäche einiger Schwellenländer sowie der Syrienkrieg als anhaltende Ursache für die Flüchtlingskrise zogen das Stimmungsbarometer nach unten.

Autobauer Mitsubishi gesteht Manipulation von Verbrauchswerten

Tokio (dpa) - Mitten im Abgas-Skandal bei Volkswagen hat der japanische Autobauer Mitsubishi Manipulationen bei Verbrauchswerten eingestanden. Dabei geht es um Kleinstwagen, wie Konzernchef Tetsuro Aikawa am Mittwoch in Tokio sagte. Betroffen seien insgesamt 625 000 Autos für den heimischen Markt. 468 000 Autos davon wurden für den japanischen Konkurrenten Nissan Motor gebaut. Der Renault-Partner hatte die Manipulation der Verbrauchswerte entdeckt. Es ist nicht der erste Skandal bei Mitsubishi Motors. Bereits vor mehr als einem Jahrzehnt hatte der Konzern gestanden, jahrzehntelang Defekte an Fahrzeugen systematisch vertuscht zu haben. Die Mitsubishi-Aktie brach am Mittwoch um 15,2 Prozent ein.

Koalition plant Steueranreize als Elektroauto-Förderung

Berlin (dpa) - Für das geplante neue Elektroauto-Förderpaket der schwarz-roten Koalition zeichnen sich weitere konkrete Bestandteile ab. Noch in dieser Wahlperiode soll eine Reihe von Anreizen kommen und die Autoindustrie zugleich in die Pflicht genommen werden. Das geht aus einer Beschlussvorlage für die Klausur der Fraktionsspitzen von Union und SPD im baden-württembergischen Rust hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Wenn Arbeitnehmer ein E-Auto in ihrem Betrieb aufladen, soll dies demnach nicht als geldwerter Vorteil versteuert werden müssen. Reine E-Autos sollen - befristet für Käufe bis Ende 2020 - für zehn Jahre von der Kfz-Steuer befreit werden.

EU-Wettbewerbshüter nehmen Google-System Android ins Visier

Brüssel (dpa) - Die EU-Kommission wirft Google vor, mit seinem Android-System den Wettbewerb im Smartphone-Markt zu behindern. Damit nehmen die europäischen Kartellwächter eine zentrale Säule des Google-Geschäftsmodells ins Visier. Die Kommission stört sich unter anderem daran, dass Hersteller von Android-Geräten mit integrierten Diensten des Konzerns zwingend auch die Google-Suche und den Web-Browser Google Chrome vorinstallieren müssten. Außerdem werde Anbietern von Smartphones mit Google-Diensten verboten, gleichzeitig auch Geräte mit abgewandelten Android-Versionen zu verkaufen. Und der Konzern biete Herstellern und Mobilfunk-Betreibern finanzielle Anreize dafür, dass sie ausschließlich die Google-Suche auf den Geräten vorinstallieren.

Kontaktlos Bezahlen: Kassel wird Labor für neue Girocard-Funktionen

Kassel (dpa) - Kontaktloses Bezahlen und andere neue Funktionen der Girocard (EC-Karte) sollen künftig in Kassel getestet werden. Die Kreditwirtschaft will dort die Alltagstauglichkeit und Akzeptanz von Neuerungen prüfen, bevor sie bundesweit eingeführt werden. Kassel sei ausgewählt worden, weil die Stadt unter anderem bei Kaufkraft und Bevölkerungsstruktur nah am Bundesdurchschnitt liege, sagte Ingo Limburg von Euro Kartensysteme am Mittwoch bei der Vorstellung Kassels als „Girocard City“. „Kassel ist wunderbar repräsentativ.“ Die Stadt sei für die nächsten 10 bis 15 Jahre als Testlabor für Innovationen vorgesehen. Die Girocards in der Region sollen nach und nach ausgetauscht und mit neuen Funktionen versehen werden.

RWE ruft Politik um Hilfe - Aufstand der Kommunen bleibt aus

Essen (dpa) - Der wankende Stromriese RWE ruft angesichts der Einbrüche wegen der Energiewende die Politik um Hilfe. „Weitere, massive Verluste unseres Kraftwerksgeschäftes können wir uns auf Dauer nicht leisten“, sagte Vorstandschef Peter Terium am Mittwoch bei der Hauptversammlung des zweitgrößten deutschen Energiekonzerns in Essen. „Wir haben nicht viel Zeit. Unsere finanzielle Situation ist angespannt“, sagte er. Börsenstrompreise von nur noch rund 20 Euro pro Megawattstunde bedeuteten den Ausnahmezustand. Damit sei die Versorgungssicherheit in Deutschland in „höchster Gefahr“. Die Bundesregierung müsse handeln. Der Ökostrom-Boom hat die im Großhandel erzielbaren Strompreise dramatisch gedrückt. Die großen Kohle-, Gas- und Atomkraftwerke verdienen kaum noch Geld.

Vorsicht zu Blessing-Abschied: Commerzbank sieht Gewinnziel gefährdet

Frankfurt/Main (dpa) - Zu seinem Abschied stimmt Commerzbank-Chef Martin Blessing die Aktionäre auf erneut schwierige Zeiten ein. „Das Ergebnis der ersten drei Monate dürfte unter dem des letzten Quartals liegen. Das wirkt sich auch auf das Gesamtjahr aus: Es wird deutlich ambitionierter, das Konzernergebnis von 2015 zu erreichen“, sagte Blessing am Mittwoch bei der Hauptversammlung in Frankfurt. Zinstief und Turbulenzen an den Kapitalmärkten belasteten das üblicherweise starke erste Quartal. „Das Umfeld bleibt sehr herausfordernd“, bekräftigte Blessing (52), der nach fast acht Jahren an der Spitze des Dax-Konzerns zum 1. Mai von Privatkundenchef Martin Zielke (53) abgelöst wird. Aktuell sehe es nicht danach aus, als würde die Bank bis Ende 2016 ihre Ziele bei der Rendite auf das Eigenkapital und dem Verhältnis von Kosten zu Erträgen erreichen.

Bericht: Multi-Aufsichtsräte können Millionen verdienen

Frankfurt/Main (dpa) - Mehrere Aufsichtsratsmandate machen sich für Deutschlands Top-Manager bezahlt. Bestbezahlter Chefkontrolleur in der Dax-Liga war nach einem Vorabbericht des „Manager Magazins“ im vergangenen Jahr Continental-Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle mit insgesamt 2,511 Millionen Euro. Reitzle ist unter anderem auch Verwaltungsratspräsident des Bauzulieferers Lafarge-Holcim. Auf Rang zwei folgt danach Deutsche-Bank-Chefkontrolleur Paul Achleitner (1,548 Mio) mit Aufsichtsratsmandaten in drei weiteren Dax-Konzernen. Rang drei nimmt Werner Wenning (1,404 Mio) ein. Er ist Chefaufseher bei Bayer und Eon und sitzt im Kontrollgremiums von Henkel und Siemens.

Hannover Messe wächst dank Obama-Effekt - Energie Top-Thema

Hannover (dpa) - Dank des Partnerlands USA hat die weltgrößte Industrieschau Hannover Messe (25.-29. April) ein starkes Plus bei Ausstellern und vermieteter Fläche. „Wir werden am Montag die Tore öffnen mit mehr als 5200 Ausstellern aus 75 Ländern“, sagte Messevorstand Jochen Köckler am Mittwoch in Hannover. Zur vergleichbaren vorangegangenen Veranstaltung waren es rund 4800 Aussteller. 58 Prozent der Aussteller kommen aus dem Ausland. US-Präsident Barack Obama wird die Weltleitmesse am Sonntag mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eröffnen. Aus den USA werden diesmal 465 Aussteller präsent sein. Es sei die größte Zahl von US-Unternehmen, die je an einer Messe außerhalb des eigenen Kontinents teilgenommen haben.

Yahoo schwächelt mitten im Firmenverkauf

Sunnyvale (dpa) - Yahoo ist inmitten des Bieterwettstreits um den Internet-Konzern tief in die roten Zahlen gerutscht. Im ersten Quartal gab es einen Verlust von gut 99 Millionen Dollar (87 Millionen Euro). Auslöser war unter anderem ein Umsatzrückgang von über elf Prozent auf 1,09 Milliarden Dollar. Zugleich flossen aber auch fast 228 Millionen Dollar an andere Online-Dienste ab, weil über sie Nutzer zu Yahoo kamen. Das war ein Viertel mehr als ein Jahr zuvor. Damit muss sich Yahoo die Präsenz der Internet-Nutzer auf seinen Seiten zunehmend teuer erkaufen. Im Vorjahresquartal hatte der Konzern noch über 21 Millionen Dollar verdient.

SAP steigert Gewinn um mehr als ein Drittel

Walldorf (dpa) - Der Softwarekonzern SAP hat sein Ergebnis im ersten Jahresviertel trotz unerwartet schwacher Umsätze um mehr als ein Drittel steigern können. Der Gewinn nach Steuern legte um 38 Prozent auf 570 Millionen Euro zu, wie der Softwarekonzern am Mittwoch mitteilte. Vor einem Jahr hatten Aufwendungen für Übernahmen und das aktienbasierte Bonusprogramm sowie noch Kosten für einen Stellenabbau aus dem Jahr 2014 zu Buche geschlagen. SAP schlug sich besser als Konkurrenten wie IBM und Oracle. Der Umsatz war wegen überraschend schwacher Softwarelizenzverkäufe lediglich um fünf Prozent auf 4,73 Milliarden Euro geklettert.

Böckler-Stiftung: Viele Unternehmen umgehen die Mitbestimmung

Düsseldorf (dpa) - Im Kampf gegen die Flucht vieler Unternehmen vor der Arbeitnehmermitbestimmung hat die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung gesetzliche Schritte gefordert. Mit juristischen Tricks könnten Unternehmen in Deutschland derzeit rund 800 000 Beschäftigten die Mitbestimmung vorenthalten, teilte die Stiftung am Mittwoch in Düsseldorf mit. Diese Gesetzeslücken müssten geschlossen werden. Habe es 2002 noch 767 Unternehmen gegeben, in deren Aufsichtsräten zur Hälfte Arbeitnehmervertreter sitzen, sei diese Zahl bis Ende 2015 auf 635 gesunken. Regelrecht eingebrochen sei diese Form der gesetzlichen Mitwirkung von Arbeitnehmern bei Aktiengesellschaften.

Dax steigt leicht

Frankfurt/Main (dpa) - Der Dax hat sich am Mittwoch nach einem verhaltenen Start ins Plus vorgearbeitet. Er knüpfte bis zum Nachmittag mit einem Plus von 0,15 Prozent auf 10 365,10 Punkte an seine jüngste Rally an. Der Index der mittelgroßen Werte MDax gab zur Wochenmitte hingegen um 0,14 Prozent auf 20 640,60 Punkte nach, und der Technologiewerte-Index TecDax büßte 0,22 Prozent auf 1673,98 Punkte ein. Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite börsennotierter Bundeswertpapiere von 0,07 Prozent am Vortag auf 0,05 Prozent. Der Kurs des Euro legte zu: Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,1379 (Dienstag: 1,1343) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8788 (0,8816) Euro.