dpa-Nachrichtenüberblick Wirtschaft
Abgas-Affäre bei VW in neuer Dimension - auch CO2-Werte falsch
Wolfsburg/Berlin (dpa) - Der Abgas-Skandal bei Volkswagen erreicht eine neue Dimension: Nicht nur gefährliche Stickoxide, auch klimaschädliches Kohlendioxid (CO2) dürfte laut internen Untersuchungen von vielen Modellen in größeren Mengen ausgestoßen worden sein als angegeben. Damit könnte der tatsächliche Spritverbrauch von Hunderttausenden Fahrzeugen höher liegen, als deren Besitzer bisher annahmen. Am Dienstagabend hatte VW nach Manipulationen bei Stickoxid-Werten auch „Unregelmäßigkeiten“ bei CO2-Werten einräumen müssen. Es gehe dabei hauptsächlich um Dieselautos, aber auch um eine geringe Anzahl von Benzinern. Wie hoch der gemessene Ausstoß über den offiziellen Werten liegt, sagte ein Sprecher zunächst nicht.
Flugbegleiter-Streik bei Lufthansa kaum noch zu verhindern
Frankfurt/Main (dpa) - Der für Freitag angekündigte Streik der Flugbegleiter bei der Lufthansa ist kaum noch zu verhindern. Bei ihrem letzten Versuch, doch noch mit der Gewerkschaft Ufo ins Gespräch zu kommen, will Lufthansa inhaltlich nichts nachlegen, sondern nur den bereits bekannten Vorschlag zu den Betriebs- und Übergangsrenten mit neuen Beispielrechnungen und Alternativen erläutern. Es handele sich nicht um ein neues Angebot, betonte die Lufthansa-Personalchefin Bettina Volkens am Mittwoch in Frankfurt. Entsprechend bezeichnete Ufo-Chef Nicoley Baublies die Ankündigung in einer ersten Reaktion als „PR-Gag und Provokation“. „Es ist absolut damit zu rechnen, dass am Freitag die Streiks stattfinden“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Ufo hat die noch nicht näher definierten Streiks von diesem Freitag bis Freitag kommender Woche (6. bis 13. November) angedroht, falls der Konzern nicht bis Donnerstag, 17.00 Uhr, auf die Gewerkschaftsforderungen eingeht.
Grünes Licht für Kraftwerks-Reform - Aus für Kohle-Meiler
Berlin (dpa) - Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) will mit einem neuen Masterplan wichtige Baustellen bei der Energiewende abräumen. Am Mittwoch wurde vom Kabinett ein Gesetzespaket auf den Weg bracht, zu dem eine große Kraftwerks-Reform, das Aus für klimaschädliche Braunkohle-Meiler und die schrittweise Einführung intelligenter Stromzähler gehören. „Wir haben das Herzstück der Energiewende beschlossen“, sagte Gabriel. Der Umstieg auf erneuerbare Energien werde aber nur gelingen, wenn zugleich die Strompreise unter Kontrolle blieben. Daran gibt es Zweifel. Im nächsten Jahr wird die Umlage für den Ökostrom-Ausbau, die alle Haushalte über ihre Stromrechnung bezahlen, auf das Rekordniveau von 6,354 Cent je Kilowattstunde steigen.
Schutz für Mieter: BGH billigt Berliner Verordnung zu Mieterhöhungen
Berlin/Karlsruhe (dpa) - Der Bundesgerichtshof (BGH) hat den Schutz der Mieter vor zu schnell steigenden Mieten in begehrten Wohnlagen gestärkt. Die Richter billigten eine Verordnung des Landes Berlin, mit der 2013 mögliche Mieterhöhungen in bereits bestehenden Mietverhältnissen in der gesamten Stadt begrenzt worden sind. Der Berliner Senat habe beim Erlass keine Fehler gemacht, hieß es am Mittwoch. Insbesondere billigte das Gericht, dass die sogenannte Kappungsgrenze nicht nur in einigen angespannten Bezirken, sondern im gesamten Stadtgebiet gesenkt worden war. (Az.: VIII ZR 217/14). Den Richtern lag der Streit zwischen einem Berliner Vermieter und einem Mieter wegen Preiserhöhungen vor. Der Vermieter wollte die Miete für eine Wohnung im Stadtteil Berlin-Wedding um 45 Euro oder 20 Prozent monatlich erhöhen. Sein Mieter wollte aber nur einen Teil davon zahlen.
Falsche Brandschutz-Fachleute am Hauptstadtflughafen
Schönefeld (dpa) - Am neuen Hauptstadtflughafen (BER) haben Firmen in den vergangenen Jahren Mitarbeiter zu Unrecht als Brandschutz-Fachleute ausgegeben. Kontrollen der Flughafengesellschaft hätten ergeben, dass die notwendigen Nachweise für die Fachkunde fehlen, teilte der Berliner Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) mit. In seiner Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der Piratenpartei sprach er von Einzelfällen „im niedrigen einstelligen Bereich“ seit 2012. Müller ist Aufsichtsratschef der staatlichen Flughafengesellschaft. Er berief sich auf Angaben der Geschäftsführung um Flughafenchef Karsten Mühlenfeld. Demnach werden die Eignungsnachweise bei der Vergabe von Aufträgen überprüft, danach bei Personalwechseln und seit August 2014 auch bei regelmäßigen Kontrollen auf der Baustelle.
Draghi: Bankenunion braucht auch gemeinsame Einlagensicherung
Frankfurt/Main (dpa) - Nach Bankenaufsicht und Bankenabwicklung muss Europa nach Ansicht der Europäischen Zentralbank (EZB) nun auch den Sparerschutz grenzübergreifend vereinheitlichen. „Es ist höchste Zeit, dass die Bankenunion komplettiert wird. Ansonsten würden wird den selben Fehler machen wie zur Einführung der Euro“, sagte EZB-Präsident Mario Draghi am Mittwoch zum ersten Jahrestag der EZB-Bankenaufsicht in Frankfurt. Die Bankenunion brauche alle drei Pfeiler: Gemeinsame Bankenaufsicht, gemeinsame Abwicklung von Kriseninstituten und gemeinsame Sicherung von Einlagen. „Damit Bankeinlagen wirklich überall im Euroraum sicher sind, muss sichergestellt werden, dass die Wahrscheinlichkeit des Scheiterns einer Bank unabhängig ist von ihrem Sitz“, sagte Draghi.
Tesla wird trotz hohen Verlusts an der Börse gefeiert
Palo Alto (dpa) - Der Elektroautobauer Tesla ist weiter in die roten Zahlen abgerutscht - trotzdem reagierten Anleger geradezu euphorisch. Im dritten Quartal stieg der Verlust verglichen mit dem entsprechenden Vorjahreszeitraum von 75 auf 230 Millionen Dollar (210 Mio Euro), wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Der schillernde Vorstandschef Elon Musk stellte zudem einen neuen Finanzchef vor, den der Tech-Milliardär vom Internetriesen Google zu sich lotste. Hohe Kosten für die Marktpremiere des Elektro-SUV „Model X“ im September und die Entwicklung des für den Massenmarkt geplanten „Model 3“ rissen überraschend tiefe Löcher in die Bilanz. Der Umsatz stieg indes um zehn Prozent auf 937 Millionen Dollar. Obwohl die Ergebnisse unter den Erwartungen der meisten Analysten lagen, legte die Aktie nachbörslich um fast neun Prozent zu. In den letzten drei Monaten war der Kurs allerdings um 22 Prozent gefallen.
Japans Post feiert erfolgreiches Börsendebüt
Tokio (dpa) - Beim größten Börsengang in Japan seit drei Jahrzehnten sind die Post und ihre Finanztöchter erfolgreich gestartet. Die Papiere der Japan Post Holdings schlossen am Mittwoch mit 1760 Yen - das ist ein Zugewinn von rund 26 Prozent im Vergleich zum Ausgabepreis von 1400 Yen. Die Aktien der Finanztochter Japan Post Bank stiegen um 15 Prozent auf 1671 Yen. Besonders starkes Interesse zog die Japan Post Insurance auf sich: Die Papiere der Versicherungstochter schossen am ersten Börsentag um rund 56 Prozent auf 3430 Yen. Damit kommen die drei Unternehmen zusammen auf einen Marktwert von rund 17,5 Billionen Yen (131 Milliarden Euro).
VW-Skandal hält Dax unter 11 000 Punkten
Frankfurt/Main (dpa) - Die Ausweitung des VW-Abgasskandals hat am deutschen Aktienmarkt am Mittwoch deutliche Spuren hinterlassen. Die VW-Vorzugsaktie rutschte um gut 8 Prozent ab und zog auch die Papiere anderer Autofirmen mit nach unten. Dadurch blieb dem Leitindex Dax der Sprung über die Marke von 11 000 Punkten verwehrt. Am Nachmittag stand er 0,20 Prozent im Minus bei 10 929,59 Punkten. Der MDax der mittelgroßen Werte gewann dagegen 0,34 Prozent auf 21 287,98 Punkte. Der Technologiewerte-Index TecDax fiel um 0,97 Prozent auf 1803,71 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 legte um 0,65 Prozent zu. Unterstützung kam dabei von der Wall Street. „Die US-Indizes befinden sich in Schlagdistanz zu ihren Allzeithochs“, stellte Analyst Andreas Paciorek vom Wertpapierhändler CMC Markets fest. Zudem rutschte der Euro weiter Richtung 1,09 US-Dollar ab - eine schwache Gemeinschaftswährung hilft Unternehmen der Eurozone beim Export.