dpa-Nachrichtenüberblick Wirtschaft

Weltmärkte erholen sich - G7-Vorgehen beruhigt

Frankfurt/Tokio (dpa) - Das gemeinsame Vorgehen der führenden Industriestaaten zugunsten Japans hat die Märkte am Freitag beruhigt. Die G7-Staaten beschlossen, die Aufwertung der japanischen Währung Yen aufzuhalten. Es ist das erste Mal seit mehr als zehn Jahren, dass die führenden Wirtschaftsnationen gemeinsam am Devisenmarkt einschreiten. Diese Entschlossenheit ließ Anleger zumindest vorübergehend aufatmen. Der Yen war am Vortag im Vergleich zum US-Dollar auf den höchsten Stand seit dem Zweiten Weltkrieg gestiegen. Die Aufwertung setzt der exportorientierten japanischen Wirtschaft zu, weil dadurch deren Produkte in wichtigen Märkten teurer werden. Die japanische Börse verbuchte zum Wochenschluss Kursgewinne. Der Nikkei-Index für 225 führende Industriewerte stieg um 2,72 Prozent auf 9206,75 Punkten.

Japans Autoindustrie steht länger still

Detroit/Stuttgart/Offenbach (dpa) - Japans Autofabriken bleiben vorerst geschlossen. Nach Branchenprimus Toyota hat nun auch Honda erklärt, wegen der Katastrophe seine Endmontagewerke frühestens Mitte der kommenden Woche wieder zu öffnen. Daimler lässt seine Lastwagenproduktion in Japan bis mindestens Dienstag ruhen. Wie dramatisch die Lage ist, zeigt eine Entscheidung von General Motors: Der US-Autobauer hält eine komplette Pick-up-Fabrik im heimischen Louisiana für eine ganze Woche an - es fehlen wichtige Teile aus Japan. Die Sicherheit der knapp 13 000 Mitarbeiter an den elf Standorten habe oberste Priorität, begründete Daimler-Nutzfahrzeugvorstand Andreas Renschler am Freitag in Stuttgart den Produktionsstopp. Sobald es die Sicherheitslage erlaube, werde die Tochter Mitsubishi Fuso den Betrieb wieder aufnehmen.

Streit um Einführung von E10 geht weiter

Berlin (dpa) - Der Streit über die Einführung des Biosprits E10 geht nach dem „Benzingipfel“ in eine neue Runde. Der ADAC forderte angesichts des schwachen E10-Absatzes die Mineralölkonzerne auf, herkömmlichen Superkraftstoff wieder zu billigeren Preisen anzubieten. „Schluss mit dem Spritdiktat. Das günstigere Super 95 muss wieder überall angeboten werden“, sagte ADAC-Präsident Peter Meyer der „Bild“-Zeitung (Freitag). Diese Forderung stieß beim Mineralölwirtschaftsverband auf Empörung. „Der ADAC versetzt E10 damit den Todesstoß“, sagte dessen Sprecherin Katrin Retzlaff. Beim Benzingipfel in der vergangenen Woche hätten sich Politik und Mineralölkonzerne darauf geeinigt, an E10 festzuhalten und die Autofahrer besser zu informieren. Nach wie vor scheint sich E10 bei Autofahrern aber nicht durchzusetzen.

Ecclestone will als Zeuge im Fall Gribkowsky aussagen

München (dpa) - Formel-1-Boss Bernie Ecclestone will Zeitungsberichten zufolge in der Affäre um das Millionenvermögen von Ex-BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky als Zeuge aussagen. Das berichten die „Süddeutsche Zeitung“ und die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Freitag). Laut „SZ“ vertritt der Düsseldorfer Anwalt Sven Thomas Ecclestone. Dieser sei „gerne bereit, als Zeuge zur Verfügung zu stehen“, zitiert das Blatt den Verteidiger, der am Freitag zunächst nicht für eine Stellungnahme erreichbar war. Die Staatsanwaltschaft München I lehnte jeden Kommentar ab. Offen ist damit auch, wann und wo Ecclestone befragt werden könnte. Gribkowsky sitzt seit Anfang Januar in Untersuchungshaft.

Schiesser will es ohne Joop schaffen

Radolfzell (dpa) - Die Zusammenarbeit zwischen dem Wäschehersteller Schiesser („Feinripp“) und dem Modemacher Wolfgang Joop (66) ist geplatzt. Der aktualisierte Markenauftritt und die Entwicklung der neuen Kollektion seien bereits so weit abgeschlossen, dass es wenig Spielräume für das Engagement des Designers gebe, erklärte Vorstandssprecher Rudolf Bündgen am Freitag in Radolfzell die Absage. Die Entscheidung sei im Einverständnis mit Joop getroffen worden. Der Potsdamer Modemacher wollte Schiesser als Berater und Kreativdirektor zur Seite stehen. Kurz vor dem Jahreswechsel hatte Joop noch von einem mehrjährigen Engagement gesprochen. Inzwischen jedoch kümmert er sich wieder verstärkt um sein eigenes Modelabel Wunderkind.

Stellenabbau in Bochum: Opel will schnelle Lösung

Bochum/Rüsselsheim (dpa) - In den Verhandlungen über den Abbau von 1200 Arbeitsplätzen im Bochumer Opel-Werk dringt die Geschäftsführung auf eine schnelle Lösung. Ziel sei, bis zum 1. Mai eine Vereinbarung über die bis Jahresende geplanten Stellenstreichungen zu finden, sagte ein Opel-Sprecher am Freitag in Bochum. Betriebsbedingte Kündigungen könne die Geschäftsleitung nicht ausschließen. Das wäre jedoch das letzte Mittel, sagte der Sprecher. Die „Rheinische Post“ (Freitag) hatte berichtet, der neue Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke habe nach seinem Dienstantritt Anfang April eine „besonders unangenehme“ erste Aufgabe: „Die Opel-Mutter General Motors verlangt von Stracke, zum 1. Mai 1200 Mitarbeitern in Bochum zu kündigen.“ Dies wies Opel-Sprecher Andreas Krömer zurück: „Die Zahlen sind seit über einem Jahr bekannt, es gibt keine zusätzlichen Stellenstreichungen in Bochum.“

Air Berlin sackt 2010 tief in Verlustzone

Berlin (dpa) - Die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft Air Berlin ist im vergangenen Jahr tief in die roten Zahlen gesackt. Unter dem Strich vergrößerte sich der Verlust auf 97,2 Millionen Euro nach einem Minus von 9,5 Millionen Euro 2009, wie das Unternehmen am Donnerstagabend mitteilte. Erhebliche Spuren hätten Mehrkosten und Ausfälle wegen heftigen Winterwetters, der Flugverbote nach dem Vulkanausbruch in Island und eines Lotsenstreiks im wichtigen Ziel Spanien hinterlassen. Auch vor Zinsen und Steuern (Ebit) stand nun ein Verlust von 9,3 Millionen Euro in den Büchern, nachdem im Jahr zuvor ein operatives Plus von 28,5 Millionen Euro erzielt worden war. Der Umsatz erhöhte sich um 14,8 Prozent auf 3,72 Milliarden Euro. Die Zahl der Passagiere war 2010 auf die Rekordmarke von 33,6 Millionen gestiegen.

Hapag-Lloyd erwartet weniger Gewinn - Börsengang auf dem Prüfstand

Hannover/Hamburg (dpa) - Die Hamburger Containerreederei Hapag-Lloyd erwartet nach einem Rekordergebnis 2010 in diesem Jahr einen geringeren Gewinn. Vor allem die steigenden Ölpreise trübten die Aussichten, heißt es in dem am Freitag in Hamburg verbreiteten Geschäftsbericht des Unternehmens. Der Börsengang der Reederei steht zudem wegen der Katastrophe in Japan auf dem Prüfstand. Die Anteilseigner - der Reisekonzern Tui und das Hamburger Konsortium Albert Ballin - wollten abwarten, wie sich die Lage in Fernost weiterentwickelt und wie der Kapitalmarkt reagiert, berichtet die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Freitag). Die endgültige Entscheidung sei auf kommende Woche vertagt worden. Nach bisher nicht bestätigten Berichten wollten die Eigentümer die Reederei bis Ostern an die Börse bringen.

Dax baut dank Waffenstillstands in Libyen Gewinne aus

Frankfurt/Main (dpa) - Dank des Waffenstillstands in Libyen nach dem von den Vereinten Nationen verhängten Flugverbot hat der Dax am Freitag seine Tagesgewinne ausgebaut. Der deutsche Leitindex stieg um 0,89 Prozent auf 6716 Punkte. Damit setzte er den vortags begonnenen Erholungskurs fort. Zum Schlusskurs vom Donnerstag vergangener Woche, dem letzten Handelstag vor dem Erdbeben in Japan, fehlen dem Dax aber noch knapp fünf Prozent. Der MDax der mittelgroßen Werte stieg um 1,56 Prozent auf 9892 Punkte. Der TecDax verlor moderate 0,07 Prozent auf 873 Punkte. Am Rentenmarkt stieg die durchschnittliche Rendite der börsennotierten Bundeswertpapiere auf 2,86 (Vortag: 2,82) Prozent. Der Kurs des Euro stieg. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,4130 (Donnerstag: 1,4004) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,7077 (0,7141) Euro.