Bahn sieht GDL vor Scherbenhaufen
Berlin (dpa) - Die Deutsche Bahn hat der Lokführergewerkschaft GDL vorgeworfen, den angestrebten Rahmentarifvertrag durch ihr Verhalten selbst zu verhindern.
Die „einmalige Chance“, die größten Bahn-Wettbewerber im Regionalverkehr an einem solchen Vertrag zu beteiligen, habe die GDL mit „ihrer Taktiererei“ zunichte gemacht, heißt es in einem Schreiben der Bahn an den GDL-Vorsitzenden Claus Weselsky vom vergangenen Dienstag. Auf Grundlage dieses Briefes hatte die GDL am Mittwoch der Wiederaufnahme von Tarifverhandlungen mit der Bahn zugestimmt. Beide Seiten wollen sich an diesem Montag in Frankfurt treffen.
In dem elfseitigen Brief, der der Nachrichtenagentur dpa vorliegt, hatte der Hauptgeschäftsführer des Bahn-Arbeitgeberverbands Move, Werner Bayreuther, die bisherigen Tarifangebote an die GDL nochmals zusammengefasst und erläutert. Er enthält aber in den wesentlichen Punkten wie Einkommen und Arbeitszeit keine weiteren Zugeständnisse. Dennoch wertete die GDL das Schreiben als „verbessertes und damit verhandlungsfähiges Angebot“ und verzichtete vorerst auf weitere Streiks bei der Deutschen Bahn (DB).
Sechs große DB-Konkurrenten im Regionalverkehr hatten nach dem dritten Warnstreik Anfang März ihre Verhandlungsgemeinschaft aufgelöst. Die Unternehmen Abellio, Arriva, Benex, Keolis, Veolia und Hessische Landesbahn wollen mit der GDL nur noch über Haustarifverträge sprechen. Bayreuther stellte fest, dass „ein koordinierter, identischer Abschluss mit allen Beteiligten in weite Ferne gerückt ist“. „Sie stehen vor einem Scherbenhaufen“, schrieb der Tarifexperte dem GDL-Chef Weselsky.
Erklärtes Ziel der GDL sind einheitliche Tarifstandards für etwa 26 000 Lokführer im Nah-, Fern- und Güterverkehr, unabhängig davon, für welches Unternehmen sie arbeiten. Sie fordert Löhne auf dem Niveau des Marktführers DB und einen Aufschlag von fünf Prozent. Rückwirkend zum 1. März bietet die Bahn 1,8 Prozent mehr Geld und weitere 2,0 Prozent zum 1. Januar 2012. Hinzu kommt ein Aufschlag im Volumen von 1,2 Prozent durch diverse Sozialleistungen und eine höhere betriebliche Altersversorgung.