Japan-Krise: Opel hält Werk Eisenach an

Rüsselsheim/Eisenach (dpa) - Die erste deutsche Autofabrik steht wegen der Katastrophe in Japan bald still: Bei Opel fallen am Montag und Dienstag im Werk Eisenach jeweils zwei Schichten aus, wie ein Firmensprecher am Freitag der Nachrichtenagentur dpa sagte.

Das spanische Werk Saragossa wird sogar den ganzen Montag angehalten, womit drei Schichten verloren gehen. Am darauffolgenden Freitag fällt hier überdies eine der Acht-Stunden-Schicht aus.

In den beiden Werken wird der Kleinwagen Corsa produziert. Dafür fehlt ein Elektronikbauteil eines japanischen Zulieferers. Welche Komponente genau betroffen ist, blieb unklar. Japan ist eine Hochburg der Chipindustrie. „Von derart kurzen Ausfällen bekommen die Kunden aber nichts mit“, sagte der Sprecher. „Weitere Unterbrechungen sind für kommende Woche nicht geplant.“ Was danach geschehe, müsse kurzfristig entschieden werden.

Das Beben und der Tsunami in Japan hatten die dortige Auto- und Elektroindustrie in Mitleidenschaft gezogen. Die Produktion läuft nur langsam wieder an. Das bekommen auch die Abnehmer von Zulieferteilen im Ausland zu spüren. Die Opel-Mutter General Motors muss ein US-Werk für Pick-up-Trucks vorübergehend stilllegen. Der Chef von Deutschlands größtem Autobauer Volkswagen, Martin Winterkorn, hatte zumindest bis in die kommende Woche hinein Entwarnung gegeben. „Danach müssen wir sehen.“

In Japan selbst ruht die Produktion von Autos und Zulieferteilen weitgehend. Daimler hält seine Lastwagenproduktion im Land bis mindestens Dienstag an. Die Sicherheit der knapp 13 000 Mitarbeiter an den elf Standorten habe oberste Priorität, begründete Nutzfahrzeugvorstand Andreas Renschler in Stuttgart den Produktionsstopp. Sobald es die Sicherheitslage erlaube, werde die Tochter Mitsubishi Fuso den Betrieb wieder aufnehmen.

Honda hat das Wiederanlaufen von weiten Teilen der Produktion von Montag auf Donnerstag verschoben. Für die deutschen Kunden dürfte sich dadurch wie bei Opel aber erst mal nichts ändern. „Unsere Lager sind voll und es sind noch Schiffe mit neuen Wagen unterwegs“, sagte ein Sprecher von Honda Deutschland in Offenbach. „In den nächsten sechs Wochen erwarten wir keine Lieferprobleme.“

Nach Angaben des Sprechers stammen 70 Prozent der hierzulande verkauften Honda ohnehin aus europäischer Produktion; auch der überwiegende Teil der Zulieferteile werde lokal eingekauft. „Die Kollegen in Japan werden die anderthalb Wochen Ausfall durch Sonderschichten wohl wieder aufholen können“, sagte der Sprecher. „Vielleicht wird die Lieferung der einen oder anderen Ausstattungsvariante etwas länger dauern.“

General Motors muss seine Fabrik in Shreveport in Louisiana in der kommenden Woche anhalten. Welche Zulieferteile aus Japan genau knapp werden, verriet GM ebenfalls nicht. Analysten gehen auch hier von Elektronikkomponenten aus. Anders als bei schweren Bauteilen wie Getrieben, die auf dem langen Seeweg kommen, werden die Chips in der Regel per Flugzeug transportiert. Deshalb machen sich Engpässe hier viel schneller bemerkbar.

„Wir werden die Produktion so schnell wie möglich wieder aufnehmen“, versicherte GM. Alle anderen Fabriken arbeiteten normal weiter und es stünden auch genügend Fahrzeuge auf Halde, um die Kunden zu beliefern. Es ist aber noch unklar, wie lange die Lieferungen aus Japan ausbleiben. Für die empfindliche Chipproduktion muss die Stromversorgung sichergestellt sein. Weil die Atomkraftwerke beim Beben abgeschaltet oder stark beschädigt wurden, ist Energie jedoch knapp. Toyota und Subaru haben die Produktion in ihren US-Werken bereits gedrosselt, um länger mit den Lagerbeständen aus der Heimat auszukommen.

Daimler-Vorstand Rentschler erklärte, es sei noch nicht absehbar, ob es wegen der Katastrophe zu Engpässen bei den Nutzfahrzeugen kommen könne. Eine Arbeitsgruppe prüfe derzeit die Lieferkette. „Zur Zeit sind wir voll produktionsfähig.“ Bei der japanischen Tochter Fuso könne er Probleme aber nicht ausschließen, sagte Rentschler. Erschwerend kommt hinzu, dass ein Großteil der nach Japan entsandten Daimler-Experten aus Deutschland, den USA und Indien bereits ausgereist ist. Denn im Atomkraftwerk Fukushima I droht noch immer der Super-GAU.