Dreamliner hebt endlich ab
Boeings erstes „Traumflugzeug“ wird mit jahrelanger Verspätung an All Nippon Airways ausgeliefert.
Everett. Der Dreamliner von Boeing hat lange auf sich warten lassen, nun soll er das Reisen über den Wolken revolutionieren: Mit mehr als drei Jahren Verspätung lieferte der US-Flugzeugbauer am Montag seine erste 787 aus. Der Langstrecken-Jet soll die Passagiere mit größeren Fenstern, einer weniger trockenen Luft, einem angenehmeren Kabinendruck und geräumigen Gepäckfächern beglücken.
Die Fluggesellschaften wiederum dürfen sich über eine satte Reichweite und den reduzierten Spritverbrauch freuen. Möglich macht das eine neuartige Konstruktion aus leichten und stabilen Karbonfasern statt Aluminium.
Boeings Erstkunde kommt aus Asien. Die japanische All Nippon Airways startet am Dienstag aus den USA mit einer Maschine Richtung Japan. Dort beginnt sie ihren Liniendienst im November. Ab Januar soll der „Dreamliner“ auch international eingesetzt werden — von Tokio nach Frankfurt.
„Jetzt, da das Flugzeug fertig zur Auslieferung ist, kann das ganze Team feiern“, sagte Dreamliner-Programmchef Scott Fancher erleichtert. Er und seine Leute haben eine aufreibende Zeit hinter sich: Das neuartige Kunststoff-Material sorgte für Ärger, weil die Ingenieure die Technik erst erlernen mussten. Hinzu kamen Probleme mit Zulieferern. Boeing musste den Zeitplan mehrfach über den Haufen werfen und verspielte viel Vertrauen bei seinen Kunden.
Der Dreamliner ist ein Gegenentwurf zu Riesenfliegern wie dem Airbus A380 oder Boeings „Jumbo-Jet“. Das Modell kann auf den gleichen langen Strecken fliegen, rentiert sich aber schon bei wesentlich weniger Passagieren.
Angesichts der milliardenschweren Mehrkosten durch die Verzögerungen ist aber unklar, wann und ob sich der Dreamliner für Boeing rechnet. Viele Kunden sind abgesprungen, und diejenigen, die ihre Bestellungen aufrechterhalten haben, müssen noch Jahre warten, weil die Produktion erst hochfahren muss. So rechnet Air Berlin damit, die ersten der Dreamliner im Herbst 2014 zu bekommen. Die Airline hat 15 der Maschinen bestellt.
Ursprünglich hatte Boeing fast 1000 Bestellungen eingesammelt, geblieben sind 821. Damit ist der Dreamliner aber immer noch eines der beliebtesten Modelle. Ein Jet kostet laut Liste zwischen 185 und 218 Millionen Dollar (137 bis 162 Millionen Euro), Sonderwünsche nicht eingerechnet. So stattet All Nippon Airways die Toiletten mit den in Japan beliebten Bidets aus.