EADS: Neues Spiel, neues Glück?

Die US-Regierung bringt durch die Neuausschreibung für 179 Tankflugzeuge Boeing wieder ins Rennen.

Paris. Auftrag verloren, Auftrag bald zurückgewonnen? Nach der Entscheidung der US-Regierung, den schon an EADS vergebenen "Jahrhundertauftrag" für 179 Tankflugzeuge neu auszuschreiben, demonstrieren die Europäer Optimismus.

Der Erzrivale Boeing zeigt sich trotz seines klaren Etappensiegs verunsichert. Der Grund ist einfach: Die Zeit drängt, und anders als Boeing können die Europäer der US Air Force schon jetzt ihr Wunschflugzeug bieten.

Sicher kann sich der Airbus-Konzern nicht sein: Rüstungsaufträge sind auch politische Entscheidungen. Und in den USA ist Patriotismus Pflicht.

Bei der Neuvergabe des 40 Milliarden Dollar schweren Auftrages soll jetzt offenbar direkt das Pentagon das Sagen haben und nicht die Air Force.

Das könnte ein Punkt für Boeing sein, meinen Experten. Das Pentagon könne den Riesenauftrag für bis zu 540 Flugzeuge unter Boeing und EADS/Northrop Grumman aufteilen.

Allerdings hatte US-Verteidigungsminister Robert Gates auch eine "gute Nachricht" für EADS, als er die erneute Ausschreibung begründete. Der Auftrag soll noch dieses Jahr vergeben werden.

Der Zeitdruck spielt für EADS und seinen US-Partner Northrop Grumman. Denn die Europäer bauen ihr Flugzeug schon, etwa für Australien.

Washington will jetzt "überarbeitete Vorschläge" von Boeing und EADS/Northrop Grumman anfordern. Damit wird ein Verfahrensfehler bei der stornierten Auftragsvergabe korrigiert:

Die Air Force hatte beim Anblick des europäischen Modells ihre Kriterien geändert, weil sie Vorteile des größeren Airbus-Rumpfes nutzen wollte. Die Europäer sind daher optimistisch, die KC-45 fast unverändert anbieten zu können.

Boeing zeigt dagegen Nerven und befürchtet, dass die neue Ausschreibung andere Auswahlkriterien als die erste enthalten könne. Boeings Angebot ist nämlich auf die Bedingungen der ersten Ausschreibung zugeschnitten.

Wenn das Pentagon jetzt seine gewachsenen, größeren Ansprüche zur Bedingung macht, könnte Boeing gezwungen sein, ein neues Tankflugzeug auf der Basis der Boeing 777 einzureichen. Doch das gibt es noch nicht.

Der Airbus-Konzern EADS ist entschlossen, den 40 Milliarden Dollar schweren Auftrag zur Lieferung von Tankflugzeugen an die US-Luftwaffe zu retten. Man sei bereit, schnell die nötigen Forderungen zu erfüllen, betonte EADS-Chef Louis Gallois.

Das US-Verteidigungsministerium hatte angekündigt, dass der Wettbewerb zwischen dem EADS-Konsortium und dem amerikanischen Erzrivalen Boeing bis Jahresende wiederholt wird.

Grund seien Fehler bei der Vergabe des Auftrages an EADS. In den USA gibt es massiven politischen Druck gegen die Bestellung der zunächst 179Flugzeuge beim Boeing-Konkurrenten.

EADS hatte den Zuschlag für den Mega-Auftrag als Durchbruch auf dem bislang weitgehend für heimische Konzerne reservierten US- Rüstungsmarkt gefeiert.