Super statt Benzin: Etikettenschwindel an Tankstellen
Die großen Ölkonzerne füllen laut "Auto Bild" nicht immer das in den Tank, was an der Zapfsäule steht. Die betroffenen Firmen bestätigen dies.
Köln/Hamburg. Aus Zapfsäulen, auf denen Normalbenzin draufsteht, kann auch mal Super in den Tank fließen.
Das hat "Auto Bild" mit einem Treibstoff-Test an Tankstellen in Köln und Hamburg herausgefunden.
"Das kann durchaus mal vorkommen", sagt Barbara Gamalski, Pressesprecherin bei Shell, "aber der Verbraucher hat dadurch absolut keinen Nachteil."
Denn Super sei qualitativ hochwertiger als Normalbenzin und werde von jedem Motor vertragen, der bleifreien Kraftstoff schluckt. Sie erklärt: "Wir verkaufen mehr Produkte, als wir in unseren Raffinerien herstellen können, und sind dadurch darauf angewiesen, Zukäufe an den Rotterdamer Produktmärkten zu machen."
Und dort sei Super momentan billiger als Normalbenzin. "Diesen Preis- und Qualitätsvorteil geben wir an unsere Kunden weiter."
Warum wird das aber nicht transparent gemacht? "Es handelt sich dabei um kurzzeitige Marktschwankungen", sagt Gamalski. "Bei 2200 Tankstellen in Deutschland wäre es ein zu großer logistischer Aufwand, eine Umetikettierung vorzunehmen."
Arnulf Thiemel, Fahrzeugtechniker beim ADAC vermutet, dass die Öl-Multis eine bestimmte Strategie verfolgen: "Wir stellen immer öfter fest, dass gar kein Normalbenzin mehr angeboten wird, und gehen davon aus, dass die Öl-Konzerne es über kurz oder lang abschaffen wollen."
Den Preisvorteil für Benzin gibt es bereits seit November 2007 nicht mehr. Erst glich Aral die Preise zwischen Normal und Super an, kurze Zeit später zog die Konkurrenz nach.
"So werden immer mehr Autofahrer, die keinen Neuwagen fahren, dazu gezwungen, teurere, aber nicht benötigte Qualität zu kaufen", sagt Thiemel.
Das bestreitet Shell. "Solange die Nachfrage nach Benzin da ist, werden wir auch Benzin anbieten", beteuert Gamalski.
Auch Nikolai Lassen, Pressesprecher bei Jet, sagt: "Jet hat keine konkreten Pläne, Normalbenzin abzuschaffen."