Einigung: Die Bahn fährt an die Börse

Der Koalitionausschuss hat sich auf die Privatisierung der Bahn verständigt. Im Sommer werden noch wichtige Details geregelt.

Berlin. "Die Bahn fährt an die Börse - wir fahren nicht mit!" So könnte der abgewandelte frühere Slogan der Telekom lauten. Jedenfalls die Aktionärsschützer warnen vehement vor einem zweiten Fall Telekom - bei dem Milliarden Euro an Privatvermögen vernichtet werden könnten.

"Das ist kein Papier für Privatanleger", sagte Aktionärsschützer Lothar Gries von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) gegenüber "Welt online". Zu groß bleibe angesichts des zum Verkauf stehenden Anteils von 24,9 Prozent der politische Einfluss, zu gering der der Investoren. Das sei keine Volksaktie. Andere Schützer verweisen noch auf den Ausgabepreis und die versprochene Dividende - aber skeptisch sind sie meist ebenfalls.

Für den "Börsengang light" gab es eigentlich nur politische Zwänge. Dem angeschlagenen Koalitionspartner, SPD-Chef Kurt Beck, sollte ermöglicht werden, seine in der Bahnfrage zerstrittene Partei zusammenzuhalten. Die Union wollte einen Einstieg und spekuliert darauf, dass weitere Anteile der Bahn verkauft werden können.

Auch Telekom und Post sind anfangs nur mit einem knappen Viertel ihrer Aktien an die Börse gegangen. Mit der Bahn wird das letzte große Staatsunternehmen privatisiert. Finanzexperten gehen von einem Emissionsertrag von rund fünf Milliarden Euro aus.

"Hoch zufrieden" zeigte sich am Dienstag eigentlich nur Bahnchef Hartmut Mehdorn, der mit dem Börsengang sein Lebenswerk abschließen will. In einem Tarifvertrag mit den Gewerkschaften will er sich verpflichten, nicht mehr als 49 Prozent des Güter- und Personenverkehrs an die Börse zu bringen. Die eigenen Mitarbeiter lockt der Bahnchef mit Belegschaftsaktien.

Der Fahrplan zur Börse liegt in groben Zügen fest: Am Mittwoch beschließt das Kabinett die vereinbarten Eckpunkte. Am 6. Mai sollen die Koalitionsfraktionen zustimmen, noch vor der Sommerpause der Bundestag. Weitere Details sollen im Sommer geregelt werden, unter Beteiligung der Bundesländer. Im Oktober soll die Bahn dann an die Börse.