Finanzkrise: Deutsche Bank macht Miese

Faule Kredite holen den Branchenprimus ein. Die Bilanz zeigt Millionen-Verluste.

Frankfurt. Nun hat es auch die Deutsche Bank getroffen: Die Finanzkrise drückte den deutschen Branchenprimus erstmals seit fünf Jahren in die Verlustzone - im ersten Quartal 2008 gab es ein Minus von 141 Millionen Euro. Und das, wo es lange Zeit so aussah, als käme der Dax-Konzern fast ungeschoren durch die turbulenten Zeiten.

Immer wieder hatte Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann versichert, in seinem Haus laufe trotz der Krise alles nach Plan. Doch nun rückt das Gewinnziel für 2008 in weite Ferne, vorsichtshalber macht das Management dazu überhaupt keine Angaben mehr.

Zudem sucht die Bank im lange eher stiefmütterlich behandelten Privatkundengeschäft nach neuen Ertragsquellen: Interesse an der Übernahme von Postbank und Citibank hat das Institut schon bekundet.

"Die Krise hat die Deutsche Bank stärker erwischt, als viele - auch Herr Ackermann - noch vor einem Vierteljahr glauben wollten", sagt der Finanzwissenschaftler Dirk Schiereck. Branchenkenner sind überzeugt, dass die Kaufabsichten im Privatkundengeschäft auch von der Krise genährt sind: "Jetzt sieht die Deutsche Bank Chancen zu größeren Zukäufen, aber auch eine größere Notwendigkeit, weil das Investmentbanking nicht so läuft", sagt Analyst Konrad Becker von der Privatbank Merck Finck.

Noch vor eineinhalb Jahren hatte Ackermann zum Thema Postbank verlauten lassen, er sei an einer Übernahme des Bonner Konzerns nicht interessiert, da dies keinen Mehrwert für die Aktionäre der Deutschen Bank brächte. Das hat sich geändert: Ohne das Privatkundengeschäft sähe es für das Institut düsterer aus.

Noch bei der Vorlage der Bilanz für das Krisenjahr 2007 am 7. Februar dieses Jahres hatte Ackermann gesagt: "Insgesamt wurde die Deutsche Bank von der Subprime-Krise und ihren Auswirkungen weitaus weniger getroffen als viele unserer internationalen Wettbewerber."

Wiederholt hatte er zuvor bekräftigt, was er schon im August 2007 erklärte, als die Krise am Markt für zweitklassige US- Hypothekenkredite (subprime) allmählich nach Europa schwappte: "Unser Geschäftsmodell mit einem strikten Risikomanagement und unabhängigen Kontrollprozessen ist darauf ausgerichtet, auch unter solchen Bedingungen erfolgreich zu sein."

Ende Oktober versicherte der Schweizer in Frankfurt: "Wegen der Subprime-Krise hatte ich keine schlaflosen Nächte. Ich stand im August mehrmals im Urlaub im Schwimmbad und habe mit dem Handy in alle Welt telefoniert."

Nun wirft der erste Nettoverlust der Deutschen Bank seit dem 1. Quartal 2003 den Krisenmanager Ackermann, der zwischenzeitlich Kollegen in anderen Häusern Fehler bei der Risikoeinschätzung vorwarf und der Branche mehr Transparenz verordnen wollte, zurück. Auch der Verkauf von Tafelsilber in Form von Aktienpaketen an Daimler, Linde und Allianz sowie das Eindampfen der Boni für die Investmentbanker konnten die roten Zahlen nicht mehr verhindern.

Grund für den Quartalsverlust waren Abschreibungen in Höhe von 2,7 Milliarden Euro. Milliardenabschreibungen waren auch von Ackermann erwartet worden, aber nicht in dieser Höhe.