Einzelhandel: Kunden auf allen Kanälen

Einzelhändler fühlen sich durch das Netz bedroht. In Wuppertal erfuhren sie, dass es vor allem Chancen bietet.

Wuppertal. Laut Prognosen werden werden etwa 80 Prozent der stationären Einzelhandelsgeschäfte das digitale Zeitalter nicht überleben — und mindestens 25 Prozent der Handelsfläche zu viel auf dem Markt sein. Wirtschaftspublizist Andreas Haderlein teilt diese Einschätzungen zwar nicht, glaubt aber auch, dass sich die stationären Geschäfte auf ihre DNA besinnen müssen. Dann jedoch steht für Haderlein fest: Der eCommerce braucht den stationären Handel viel eher als umgekehrt.

Das begründete Haderlein jetzt bei der Traditionsveranstaltung „Unternehmer im Dialog“, zu der Rheinischer Einzelhandels- und Dienstleistungsverband, Stadtsparkasse Wuppertal und Westdeutsche Zeitung in die Räume der Sparkasse geladen hatten. Ein Argument: Das Internet ist und bleibt nur nachrangig ein Verkaufsraum, aber vorrangig ein Kommunikationsraum.

Wer den nutzt und positiv auf sich aufmerksam macht, der werde sich von der reinen Warenpräsentation im Laden verabschieden. Sie würden zu Logistik-Centern mit hoher Service-Leistung.

Haderleins Rat an die Einzelhändler lautet deshalb: „Befähigen sie ihre Angestellten mit Technik, ersetzen sie sie nicht durch Technik.“ Kunden, die auf sämtlichen Kanälen unterwegs sind, wollen demnach auch im Geschäft etwa eine elektronische Warenbestandsabfrage und zuvor über das Netz bereitgestellte Ware anprobieren — vielleicht nachdem sie eine Kundenberaterin für eine bestimmte Uhrzeit dazu geordert haben.

Worauf sich Geschäfte noch stärker einrichten müssten, sei die Nähe zum Kunden, etwa durch Bewertungen im Internet. Ob Haderlein den Geschäften denn empfehle, Bewertungen und Facebook-Freunde bei entsprechenden Diensten zu kaufen, wollte WZ-Chefredakteur Martin Vogler, der auch den überregionalen Teil von Solinger Tageblatt und Remscheider Generalanzeiger verantwortet, wissen. „Nein“, antwortete Haderlein. „Das fällt auf Dauer auf. Ich rate davon ab.“

Friedrich Conzen und Peter Achten vom Einzelhandelsverband suchen mit den Geschäftsinhabern daher nach passenden Internet-Strategien.