Germanwings ist startklar

Lufthansa verlagert ab 1. Juli den Direktverkehr komplett auf die Billigtochter.

Frankfurt/Köln. Nicht viel weniger als die Rettung des Lufthansa-Konzerns steht im Pflichtenheft des Germanwings-Chefs Thomas Winkelmann. 200 Millionen Euro Ergebnisverbesserung im Jahr soll der Manager bringen, wenn der Direktverkehr der Lufthansa komplett auf die Tochter in Köln verlagert worden ist. Das Projekt ist der dickste Batzen im Sparprogramm „Score“, mit dem die Lufthansa ihren operativen Jahresgewinn um 1,5 Milliarden Euro steigern will.

Früher mussten Passagiere der Germanwings für jedes Brötchen extra zahlen. „No Frills“ (keine Kinkerlitzchen) nennen das die Airliner. Von Montag an will das schon zuvor leicht gewandelte Unternehmen nun ein vielfach differenziertes Angebot mit drei unterschiedlichen Tarifen verwirklichen, das den preisbewussten Kunden ebenso zufriedenstellt wie den Businesskunden im Senator-Status.

Das Angebot reicht vom reinen Sitz (ab 33 Euro) bis zum Komforttarif „Best“, der unter anderem Essen à la carte, freien Nachbarsitz und mehr Beinfreiheit sowie Lounge-Zugänge und schnelles Check-In beinhaltet — dafür aber auch mindestens 199 Euro kostet.

Gut zahlende Geschäftskunden sind auf den kurzen Strecken der Lufthansa sehr rar geworden, zumal viele nichts mehr dabei fanden, sogar mit Billig-Carriern ihre Flugziele zu erreichen. Die Folge für Lufthansa mit hohen Stückkosten waren regelmäßige Verluste im Europa-Verkehr im dreistelligen Millionenbereich. Die neue Germanwings ist die Antwort des Lufthansa-Chefs Christoph Franz auf die Herausforderung von Ryanair und Co. Einzige, nicht gewollte Alternative wäre laut Franz der Verzicht auf die kurzen Flüge gewesen, wie es British Airways vorgemacht hat.

Lufthansa rüstet den 1997 gegründeten Billigflieger Germanwings mächtig auf, um künftig alle Verbindungen in Deutschland und Europa zu fliegen, die nicht über die Drehkreuze München oder Frankfurt gehen. Die bisherige Flotte von 38 Airbus A 319 hat Germanwings bereits auf das neue Erscheinungsbild mit den Hausfarben Gelb und Brombeer umlackieren lassen. Sie werden schrittweise ergänzt mit 23 kleineren Bombardier-Jets der Lufthansa-Tochter Eurowings und 30 Airbus-Maschinen aus dem Bestand der Lufthansa selbst.

Der stets angriffslustige Ryanair-Chef Michael O’Leary hat bislang für die neue Germanwings nur Spott übrig: „Die malen die Flugzeuge neu an und denken dann: ,So sieht eine Low-Cost-Airline aus’.“

Doch Christoph Franz startet durch: Die Standorte Köln und Stuttgart sind bereits umgestellt, gerade ist Hamburg dran und Berlin folgt im Winterflugplan bis März 2014. Angeblich steigen bereits die Buchungszahlen und die Durchschnittserlöse. Komplett abgeschlossen sein soll die Operation Ende 2014, wenn auch in Düsseldorf nur noch die Langstrecke von der Lufthansa bedient wird.