Energie: Der Gasmarkt ist gespalten
Viele Kunden sind verwundert: Manche Anbieter senken die Preise, andere erhöhen sie. Wir erklären, warum.
Düsseldorf. Pünktlich zum Start in die Heizperiode drehen zahlreiche Gasversorger an der Preisschraube. Doch in dieser Saison schlagen die Gaspreise Kapriolen: Zweistellige Preisaufschläge gibt es bei den Stadtwerken Dinslaken und der Hewa Hersbruck in Bayern.
Zweistellige Abschläge ermittelten die Internetportale verivox.de und toptarif.de bei den Stadtwerken in Dülmen und Lübbecke in Nordrhein-Westfalen. Auch wenn diese Zahlen Extreme sind: Der Markt ist gespalten.
Getrieben von neuen Anbietern und einer zunehmenden Wechselbereitschaft der Verbraucher gerät die Preishoheit der Versorger ins Wanken.
Etwas mehr als die Hälfte der rund 200 Gasanbieter, die Änderungen ankündigten, wollen in den kommenden Monaten die Preise nach oben anpassen, die anderen werden sie senken. Die übrigen, darunter auch die Regionalversorger des Energieriesen Eon, lassen sie unverändert.
Insgesamt befinden sich die Gaspreise seit 2009 in einem Abwärtstrend. Nach Angaben des Bundesverbandes Energie und Wasserwirtschaft BDEW lagen sie am Jahresanfang auf dem tiefsten Stand seit 2006. "Weltweit sind die Gaspreise im Keller", sagt Aribert Peters vom Bund der Energieverbraucher. Entsprechend gesunken sind die Bezugskosten.
Trotz des aktuellen Überangebots auf dem Gasmarkt zahlten die Verbraucher letztlich das Dreifache der Preisnotierung an der Börse, sagt Claudia Kemfert, Energie-Expertin des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung in Berlin.
Und verweist auf die Ölpreisbindung, die seit 50 Jahren die Preisbildung auf dem Gasmarkt vorgibt. Kemfert fordert deren Abschaffung: "Die Ölpreisbindung passt nicht mehr in unsere Zeit", sagt die Professorin für Energieökonomie.
Für Haushaltskunden, die sich über hohe Gaspreise ärgern, hat Peters vom Bund der Energieverbraucher einen simplen Rat: Den Anbieter wechseln und Geld sparen. Doch das Anbieterwechseln kommt nur schleppend voran. Nach Angaben des BDEW hat erst jeder zehnte Haushalt seinen Gasversorger schon einmal gewechselt.
"Der Anbieterwechsel ist das entscheidende Instrument, um Versorger abzustrafen oder zu belohnen", sagt ein Sprecher der Bundesnetzagentur. Welche Waffe sie in den Händen halten, ist vielen Verbrauchern noch gar nicht bewusst: So konnten die Endkunden im Juni 2010 im Durchschnitt bereits zwischen 25 Anbietern auswählen, 2008 waren es erst drei.
Und wer die richtige Auswahl trifft, der schont sein Portemonnaie: Bei einem Musterhaushalt mit einem jährlichen Verbrauch von 20000 Kilowattstunden - rechnen Energieexperten vor - können Verbraucher Einsparungen von im Schnitt 250 Euro pro Jahr einstreichen.