Insolvenz: Zwei Gläubiger blockieren Karstadt-Deal
Großhändler und Investor legen Widerspruch ein. Der Kauf durch Nicolas Berggruen könnte damit noch platzen.
Essen. Turbulenzen um Karstadt: Zwei von 40000 Gläubigern haben Widerspruch gegen den Insolvenzplan eingelegt. Die Folgen könnten dramatisch werden. Plötzlich ist die für Freitag geplante Übergabe der Warenhauskette mit 120 Filialen und 25000Beschäftigten an Investor Nicolas Berggruen in Gefahr. Falls der auf den 30.September datierte Kaufvertrag nicht in Kraft treten kann, könnte dieser auf die Übernahme verzichten.
Mit den Gläubigern werde nun versucht, über eine Rücknahme ihrer Widersprüche zu verhandeln, sagte der Sprecher des Insolvenzverwalters, Thomas Schulz. Eine schnelle Einigung sei bislang nicht in Sicht.
Für die Aufregung gesorgt hatte ausgerechnet ein münsterländischer Großhändler von Geschenkartikeln, der bislang mit bunt bemalten Clowns und Engeln auf sich aufmerksam gemacht hatte. Die Firma Gilde hat beim Essener Amtsgericht Widerspruch gegen den Karstadt- Insolvenzplan eingelegt.
"Unser Ziel ist es, die Wahrheit ans Licht zu bringen und für ein kleines bisschen mehr soziale Gerechtigkeit kämpfen zu wollen", hieß es. Im Visier habe man etwa die millionenschwere Vergütung des Insolvenzverwalters. Zusätzlich gehe es um ein persönliches Zusammentreffen mit Karstadt-Investor Berggruen.
Eine zweite Beschwerde wurde von den Investoren von Dawnay Day eingelegt. Vor fünf Jahren hatten die Briten 74 kleine Karstadt-Häuser mitsamt der Immobilien übernommen. Die später unter dem Namen Hertie firmierende Warenhauskette ging in die Insolvenz und wurde zerschlagen. Aus der Abwicklung des Geschäfts machen die damaligen Käufer nun noch Forderungen in sechsstelliger Höhe geltend.
Derartigen Sonderforderungen einzelner Gläubiger erteilte Görg-Sprecher Schulz eine klare Absage. Der Insolvenzplan sieht für alle Gläubiger die Auszahlung von zunächst drei Prozent ihrer Forderungen vor. Die Gläubiger hatten bereits im Frühjahr grünes Licht für den Plan gegeben. Insgesamt stehen Forderungen von zwei Milliarden Euro im Raum.
Mit ihren Einsprüchen könnten die beiden Gläubiger die zum 1. Oktober geplante Aufhebung des Insolvenzverfahrens auf unbestimmte Zeit blockieren. Auch bei einer Ablehnung der Widersprüche durch das Essener Amtsgericht in der ersten Instanz könnten die beiden Gläubiger das Verfahren durch weitere Instanzen durchfechten. Damit würde wertvolle Zeit verloren gehen.