Energie: Eon weiterhin auf Einkaufstour
Die Düsseldorfer wollen auch nach der Pleite in Spanien weiter expandieren. Jetzt werden Russland und die Türkei ins Visier genommen.
<strong>Madrid. Auch mit über ein Jahr lang anhaltender Beharrlichkeit ist es Eon-Chef Wulf Bernotat nicht gelungen, den spanischen Stier an den Hörnern zu packen und mit Endesa den größten Energiekonzern der Welt zu formen - mit 50 Millionen Kunden in über 30 Ländern der Erde und 80 Milliarden Euro addiertem Umsatz, wie er früher prahlte. Stattdessen muss sich Bernotat jetzt mit den Resten begnügen, die ihm der spanische Baukonzern Acciona und der italienische Versorger Enel übrig lassen. Kein Wunder, dass Bernotat enttäuscht ist. Allerdings: Gleich beim Eingeständnis seiner Niederlage vor der spanischen Presse gibt er neue Ziele aus.
"Die letzten Tage waren sehr intensiv, ich fühle mich jetzt urlaubsreif."
"Wir haben unser ursprüngliches strategisches Ziel nicht erreicht", gesteht der Eon-Chef in Madrid ein. Dennoch erhalte man laut Bernotat mit dem von Acciona und Enel zugestandenen Beteiligungspaket für Eons Rückzug knapp 30 Prozent der weltweiten Erzeugungskapazität von Endesa - und das für zehn Milliarden statt der zuletzt 42 Milliarden Euro, die für Endesa-Komplett geboten waren. Nicht dabei ist allerdings der lukrative Wachstumsmarkt in Lateinamerika. Dafür wird Eon erstmals der Markteintritt in Spanien erlaubt, der Aufbau einer Erzeugerposition in Frankreich sowie eine deutlich verbesserte Position in Italien. Die Börse honorierte die gescheiterten Übernahmepläne, die zu einer unendlichen Geschichte zu werden drohten und das operative Geschäft bereits belasteten. Die Aktie des größten deutschen Versorgers schoss um knapp sieben Prozent in die Höhe. Die Aktionäre spekulierten wohl auch darauf, dass ein Teil der nicht genutzten Milliarden ausgeschüttet werden könnte. Das hat Bernotat aber offenbar nicht vor. "Auf dem nun Erreichten werden wir uns nicht ausruhen", kündigte er in Madrid an. Nach der Übernahme werde man weiterhin über eine hohe Finanzkraft verfügen, die Handlungsspielräume sichere. Als "aktiver Spieler" werde man die weitere Konsolidierung der europäischen Energiebranche begleiten. Ins Visier genommen hat Bernotat jetzt vor allem Russland und die Türkei. Leider ist der Markt derzeit leergefegt. Und Eon hat über 45 Milliarden Euro in der Kriegskasse. Das Beteiligungspaket erhält Eon erst, wenn Enel und Acciona eine Kontrollmehrheit bei Endesa erhalten. Acciona will sein Gebot für Endesa in Kürze abgeben, voraussichtlich Mitte April. Kartellprobleme für den Mitbieter Enel würden in acht bis zehn Wochen gelöst sein. Nur die EU bleibt hart: Sie will ihre Klage gegen Spanien wegen der Behinderung der Übernahme aufrecht erhalten.EONS BETEILIGUNGSPAKET
Konzern: Eon hatte bisher rund 40 Millionen Kunden in über 20 Ländern bei Strom und Gas. Verkauft werden jährlich rund 400 Milliarden Kilowattstunden Strom. Der Konzern-Umsatz erreicht mehr als 67 Milliarden Euro. Beschäftigt werden rund 80 000 Mitarbeiter. Mit der Übernahme der neuen Beteiligungen werden sich diese Zahlen kräftig erhöhen. Spanien: In Spanien wird von Enel der Stromversorger Viesgo erworben. Er soll etwa zwei Milliarden Euro kosten. Viesgo hat derzeit eine Erzeugungskapazität von 2400 Megawatt und versorgt rund 650 000 Stromkunden. Die Erzeugungskapazität soll bis 2010 auf rund 6400 Megawatt ausgebaut werden - das entspricht etwa acht heute üblichen Gas- oder Kohlekraftwerken. Danach soll der Eon-Marktanteil in Spanien dann deutlich über zehn Prozent liegen. Das wäre Platz 4 für Eon.Italien: In Italien werden Endesa-Beteiligungen übernommen, die das bestehende Eon-Geschäft ergänzen. Mit Endesa Italia - mit insgesamt 5000 Megawatt Erzeugungskapazität - wird Eon zum viertgrößten Stromerzeuger Italiens. Außerdem erhält Eon Zugang zu einem derzeit im Bau befindlichen Flüssiggas-Terminal.
Frankreich: In Frankreich wird Eon mit der Übernahme von Endesa France mit rund 2500 Megawatt Kraftwerkskapazität zur Nummer drei. Mit Endesa France werden außerdem kleinere Beteiligungen in Polen und der Türkei übernommen.