Energiekonzerne Eon und EnBW drehen an Sparschraube

Düsseldorf/Stuttgart (dpa) - Befürchtungen vor verschärften Sparanstrengungen, Stellenabbau oder gar Standortschließungen der großen Energiekonzerne treiben Mitarbeiter und Gewerkschaften um. Der Düsseldorfer Energieriese Eon und die Stuttgarter EnBW standen dabei zum Wochenauftakt im Mittelpunkt.

Nach den vom „Spiegel“ bekanntgemachten Überlegungen von Eon-Konzernchef Johannes Teyssen könnten drei zentrale Eon-Standorte in Deutschland aufgelöst werden. „Sparkommissar“ Teyssen muss kräftig Kosten senken. Das gilt wegen der Energiewende ebenso für den drittgrößten deutschen Energieversorger EnBW, der beim angestrebten Sparprogramm nach eigenen Angaben auch „Personalmaßnahmen“ prüft.

Die Gewerkschaften Verdi und Bergbau, Chemie, Energie (BCE) reagierten am Montag auf die kolportierten Verschmelzungspläne für die Standorte München (Eon Energie), Essen (Eon Ruhrgas) und Hannover (Eon Kraftwerke) auf die Zentrale in Düsseldorf skeptisch. Es geht um mehrere Tausend Beschäftigte und Streichungen von Hunderten Stellen. Nach dpa-Informationen will der Eon-Aufsichtsrat Anfang kommender Woche zwei Tage lang über Maßnahmen beraten. Entscheidungen über Standortverlagerungen sollen noch nicht fallen. Zu den drei Standortplänen gibt es laut „Spiegel“ bereits einen Beschluss des Vorstandes. Bestätigten wollte Eon den Bericht nicht.

Eon-Konzernbetriebsratschef Hans Prüfer reagierte empört. „Wir sind aus allen Wolken gefallen, als wir das gestern gehört haben.“ Der Vorgang sei „unglaublich“. Zuerst einmal gehe es jetzt aber darum, die Belegschaft zu informieren. „Die Stimmung ist eine Katastrophe, die Leute sind in Aufruhr“, sagte Prüfer. Für Freitag hat das Gremium eine Sitzung des Wirtschaftsausschusses einberufen, in der der Konzernbetriebsrat von einem Arbeitgebervertreter Aufklärung verlangt.

Die Gewerkschaften halten die Verlagerungen, von denen der „Spiegel“ in seiner neuen Ausgabe berichtet, für kaum machbar. „Es ist schwer vorstellbar, dass solche Pläne ohne Abstriche durch den Aufsichtsrat gehen“, sagte Verdi-Sprecher Christoph Schmitz. „Für Essen und München gibt es Standortzusagen bis Ende 2012, für Hannover eine Zusage.“ Verdi und die IG BCE verweisen auch auf eine Vereinbarung, nach der betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2012 ausgeschlossen seien.

Konkurrent EnBW denkt nach den Verlusten in der ersten Jahreshälfte auch über einen Personalabbau nach. Im Rahmen des angestrebten Sparprogrammes „wird es zu Personalmaßnahmen kommen müssen“, sagte ein Konzernsprecher. Der Konzern hatte vergangene Woche mitgeteilt, Kostensenkung und Effizienzsteigerung stärker vorantreiben zu wollen als bisher geplant.

EnBW hat gut 21 000 Mitarbeiter. Der Konzern erwartet zum Jahresende einen Rückgang des operativen Ergebnisses um bis zu 25 Prozent gegenüber 2010. Wegen der Energiewende wurden zwei der vier Atommeiler stillgelegt. Der Versorger fuhr im ersten Halbjahr unter dem Strich einen Verlust von 589,8 Millionen Euro ein.

Bei Eon erwartet Verdi, dass der Vorstand umgehend den Aufsichtsrat und Betriebsräte informiert. Außerdem solle er die Standortgarantien verlängern. Vor allem in Hannover und München würden bereits Umstrukturierungen vorgenommen. Hannover übernehme auch den weltweiten Kraftwerksbau. In München werde Eon Energie für das Deutschlandgeschäft umgebaut.

In der Eon-Ruhrgas-Zentrale in Essen, jahrelang Aushängeschild des Konzerns, war der Betriebsrat noch nicht zu Äußerungen in der Lage. Das Thema sei noch zu frisch. Dort sind 1800 Mitarbeiter im vergangenen Jahr in eine 200 Millionen Euro teure neue Zentrale eingezogen. Rein unternehmerisch sei die Aufgabe den Gasgroßhandel in Düsseldorf zu integrieren durchaus möglich, hieß es im Umfeld von Ruhrgas. Bei den anderen Standorten sei es schwieriger.

Kein Geheimnis ist, dass Ruhrgas derzeit Verluste einfährt, 2011 voraussichtlich eine Milliarde Euro. Der langfristige Liefervertrag mit Gazprom wirkt verhängnisvoll. Die Essener müssen zu höheren Preisen Gas vom russischen Konzern abnehmen, als auf dem Markt gezahlt wird. Gazprom will keine Erleichterungen zugestehen. RWE hatte sich kürzlich eine bessere Position bei Gazprom durch eine Kooperation geschaffen.

Der Gaspreisstreit zwischen Eon und Gazprom wird jetzt vor einem internationalen Schiedsgericht ausgetragen. Das bestätigte Eon am Montag in Essen. Gazprom erklärte in Moskau, das Unternehmen sei zu weiteren Gesprächen mit Eon bereit.

Eon-Chef Teyssen hatte den Konzernumbau 2011 forciert: Von den angekündigten Beteiligungsverkäufen im Volumen von 15 Milliarden Euro bis 2013 habe Eon binnen vier Monaten bereits 9 Milliarden erlöst. Die Hälfte der Einnahmen will Eon zum Schuldenabbau einsetzen, zudem will der Konzern in Übersee wachsen.