Energiepreise treiben Inflation auf Drei-Jahres-Hoch

Wiesbaden (dpa) - Angetrieben von weiter steigenden Energiepreisen ist die Inflationsrate im September auf den höchsten Stand seit drei Jahren geklettert. Die Verbraucherpreise lagen im September 2,6 Prozent höher als vor einem Jahr, teilte das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mit.

Es bestätigte damit vorläufige Berechnungen. Im Monatsvergleich stiegen die Verbraucherpreise um 0,1 Prozent. In den beiden Monaten zuvor hatte die Jahresteuerung 2,4 Prozent betragen. Die Inflation verharrte damit im September zum neunten Mal in Folge über dem Zielwert der Europäischen Zentralbank von knapp unter 2 Prozent. Aus Sicht der Notenbank sind die Inflationsgefahren zuletzt jedoch gesunken.

Nach der EZB-Prognose bleibt die jährliche Inflationsrate in den kommenden Monaten zwar weiter über der Zielmarke, danach wird sie sinken. Die EZB begründet ihre Einschätzung mit einem stabilen Lohnwachstum und der absehbaren Konjunkturabschwächung.

Auch Unicredit-Volkswirt Andreas Rees gibt vorsichtig Entwarnung: „Die Inflationsrate einschließlich der Energie- und Nahrungsmittelpreise hat - ähnlich wie in den USA und dem Euroraum insgesamt - ihren Hochpunkt weitestgehend erreicht.“ Vor allem die im Jahresvergleich nachgebenden Energiepreise würden in den kommenden Monaten zusehends entlastend wirken. Sollte die Wirtschaft in eine Rezession rutschen, dürfte dem Preisauftrieb noch schneller die Luft ausgehen.

Wie in den Vormonaten waren im September Heizöl und Kraftstoffe erneut die wichtigsten Preistreiber. „Energie verteuerte sich insgesamt um 11,2 Prozent gegenüber September 2010 und erklärt damit knapp die Hälfte der Gesamtteuerung“, schrieben die Statistiker. Vor allem die Preise für Mineralölprodukte wie leichtes Heizöl (+ 23,8 %) und Kraftstoffe (+ 13,9 %) lagen nach einem neuen Preisanstieg gegenüber August weit über dem Vorjahresniveau.

Zudem verteuerten sich im September Bekleidung und Schuhe kräftig. Dabei dürfte es sich jedoch um einen einmaligen Effekt handeln: Die Statistiker begründeten den Preisauftrieb um 5,1 Prozent im Vergleich zum August mit dem Wechsel auf die neue Herbst- und Winterkollektion.

Auch die seit Jahresbeginn erhobene Luftverkehrsabgabe befeuerte den Preisauftrieb: Flugtickets kosteten im September fast ein Fünftel (+ 19,4 %) mehr als vor einem Jahr.

Die Preise für Nahrungsmittel (ohne alkoholfreie Getränke) stiegen binnen Jahresfrist um 2,5 Prozent. Inklusive alkoholfreier Getränke ergab sich ein Anstieg von 3,1 Prozent. Besonders für alkoholfreie Getränke (+ 7,4 %) mussten Verbraucher tiefer in die Tasche greifen als vor einem Jahr: Dabei kostete Kaffee über ein Fünftel mehr (+ 21,8 %) als im September des Vorjahres, Fruchtsäfte aus Kernobst 14,1 Prozent. Während Verbraucher für Molkereiprodukte, Brot und Fleisch ebenfalls mehr Geld hinlegen mussten, sanken die Preise für Gemüse.