Erneuter Ausverkauf an der Wall Street
New York (dpa) - Die Sorgen um eine Abschwächung des weltweiten Wirtschaftswachstums haben am Donnerstag die Kurse an der Wall Street tief ins Minus gedrückt.
Für den Dow Jones Industrial war es allein in diesem Monat das vierte Mal, dass er Verluste von mehr als 400 Punkten während einer Sitzung verzeichnete. Am Ende schloss der US-Leitindex um 3,68 Prozent tiefer bei 10 990,58 Punkten. Seit Ende Juli, als der nach wie vor anhaltende Abwärtstrend anfing, hat er damit knapp 14 Prozent eingebüßt.
Der breiter gefasste S&P 500 schloss um 4,46 Prozent tiefer bei 1140,65 Punkten. An der Technologiebörse Nasdaq verlor der Auswahlindex Nasdaq 100 4,98 Prozent auf 2073,03 Punkte und für den Composite-Index schlug ein Minus von 5,22 Prozent bei 2380,43 Punkten zu Buche.
Neben den Sorgen vor einem langsameren Wirtschaftswachstum belasteten Spekulationen um die Finanzstärke europäischer Banken. Die US-Bank Morgan Stanley trug mit ihren gesenkten Prognosen für das Wachstum der Weltwirtschaft ebenfalls zur Verunsicherung bei. Einige Experten sprachen bereits von einem Käuferstreik. Von Konjunkturseite hatte es mit den Arbeitsmarktdaten sowie den überraschend deutlich gestiegenen Verbraucherpreisen negative Impulse gegeben. Der viel schwächer als erwartet ausgefallene Philly-Fed-Index setzte der Börse ebenfalls zu. Auf Unternehmensseite gehörte Hewlett-Packard mit Zahlen und einem geplanten Umbau ebenfalls zu den großen Gesprächsthemen.
Die Aktien von Hewlett-Packard gehörten mit Minus 6,08 Prozent auf 29,48 US-Dollar zu den größten Verlieren im Dow. Direkt nach Veröffentlichung der Quartalszahlen brachen die Papiere sogar um knapp neun Prozent ein. Der weltgrößte Computerhersteller bestätigte Planungen, sich von seinem PC-Geschäft zu trennen. HP prüfe alle Optionen für den Geschäftsbereich inklusive einer kompletten oder teilweisen Abspaltung. Außerdem bestätigte der US-Konzern Gespräche über den Kauf des britischen Software-Spezialisten Autonomy. Darüber hinaus senkte das Unternehmen seine Umsatz- und Gewinnprognosen für das laufende Jahr teils kräftig.
Sehr schwach entwickelten sich auch Finanztitel. Hier belastete einerseits die Unsicherheit über die Finanzstärke europäischer Banken. Zudem hatte das „Wall Street Journal“ berichtet, die US-Aufsichtsbehörde prüfe nun aus Sorge vor einem Übergreifen der europäischen Schuldenkrise auf das US-Bankensystem das US-Geschäft von europäischen Banken.
Die zuständige Federal Reserve Bank von New York habe Informationen über den Kapitalzugang angefordert, schreibt das Blatt unter Berufung auf hochrangige Bankvertreter. Hintergrund sei, dass die Banken wegen der Schuldenkrise in Europa Probleme bei der Finanzierung etwa ihres Kreditgeschäfts und anderer Verpflichtungen in den USA bekommen oder sogar Geld aus den USA abziehen könnten. Die Papiere der Bank of America, von Morgan Stanley und JPMorgan brachen um 3,77 bis 6,03 Prozent ein.
Besonders deutlich nach unten ging es auch für Werte wie Caterpillar, die besonders stark vom Wirtschaftswachstum abhängen. Die Aktien gaben 4,92Prozent auf 83,33 Dollar ab. Alcoa litten unter sinkenden Rohstoffpreisen und gaben mehr als sechs Prozent nach.
Im Technologiesektor steht NetApp mit Unternehmenszahlen im Fokus. Der Spezialist für Datenspeicherlösungen verfehlte mit seinem Gewinn aus dem ersten Geschäftsquartal die Analystenschätzungen deutlich. Anleger quittierten das schwache Abschneiden mit einem Abschlag von 14 Prozent.
Der Eurokurs konnte sich im späten Handel nach einem deutlichen Rücksetzer die Marke von 1,43 US-Dollar zurückerobern. Richtungsweisende zehnjährige Anleihen gewannen 25/32 auf 100 11/32 Punkte und rentierten mit 2,082 Prozent. Schwache US-Konjunkturdaten und eine nervöse Börse hätten den Anleihenmarkt gestützt, hieß es.