Handelsgastronomie auf dem Vormarsch Handel macht den Restaurants Konkurrenz
Düsseldorf · Eine Verbraucherbefragung hat ergeben, dass in der sogenannten Handelsgastronomie in Deutschland jährlich zehn Milliarden Euro umgesetzt werden. Und dass es noch Steigerungspotenzial gibt, wenn sich die Händler an die Verbraucherwünsche halten.
Für das Mittagessen im Restaurant ist die Arbeitspause oft zu kurz. Schnell muss es gehen. Eben das sei die Chance für den Handel, sagt Olaf Hohmann, Geschäftsleiter des Handels-Beratungsinstituts EHI. Mit der sogenannten Handelsgastronomie dürften nach seiner Prognose in diesem Jahr bereits 10 Milliarden Euro umgesetzt werden. 2017 waren es knapp 9,3 Milliarden Euro.
Aber was versteht man eigentlich unter „Handelsgastronomie“? Die Handelsberater haben dafür diese Definition entwickelt: Sie meinen das „kontinuierliche Angebot von gastronomischer Leistung sowie von Getränken und verzehrfertig zubereiteten Speisen, die im direkten oder konzeptionellen Zusammenhang mit Handelsaktivitäten stehen.“
Vom Mittagessen an der Bar in der Lebensmittelabteilung eines Kaufhauses bis zum Supermarkt, wo in den Regalen fertig zubereitete verpackte Mittagssnacks im Kühlschrankregal liegen – all das gilt als Handelsgastronomie.
Eben diese bietet dem Handel die Chance, dass die Kunden, die ins Geschäft kommen, neben dem vor Ort konsumierten oder mitgenommenen Mittagssnack eben auch noch andere Waren kaufen. Das belegt eines der Ergebnisse einer Verbraucherumfrage, die das EHI zusammen mit der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) durchgeführt hat. Den Satzteil „Wenn ich frische, verzehrfertig zubereitete Speisen aus dem Handel mitnehme...“ beendete etwa die Hälfte der Befragten so: „...dann kaufe ich auch Güter des täglichen Bedarfs im Handel mit ein“.
Aber was muss der Handel tun, um sich in der Frage der Handelsgastronomie gut zu positionieren? Die Studie von EHI und GfK, deren wesentliche Ergebnisse ab Mitte Juni auf der Internetseite des EHI heruntergeladen werden können, geben dafür wichtige Anhaltspunkte. Hier einige dieser Erkenntnisse.
Marktansprache: Wie erfährt der Kunde vom jeweiligen Angebot?
Von neuen gastronomischen Angeboten erfahren die Kunden zu 65 Prozent durch Empfehlungen von Freunden, Familie und Kollegen. Print-Werbung über Flyer, Werbebeilagen oder Zeitungen und Zeitschriften sind eine ebenso häufige Informationsquelle, die besonders die ab 40-Jährigen nutzen. Zufälliges Entdecken im Vorbeigehen spielt in fast allen Altersklassen eine große Rolle (57 Prozent). Weshalb der Händler auch optisch für ein gutes Angebot sorgen sollte. Über soziale Medien (20 Prozent) und andere Online-Kanäle (18 Prozent) informieren sich eher jüngere Kunden (bis 39 Jahre).
Essen die Kunden vor Ort oder nehmen sie die Speisen mit?
Über 60 Prozent der Handelsgastronomie-Kunden nutzen die gastronomischen Angebote von Möbelhäusern. Fast die Hälfte (49 Prozent) verzehrt die gekauften Speisen an Ort und Stelle. In Einkaufszentren isst nur ein knappes Drittel die Speisen vor Ort. Zwar gibt es im Supermarkt mit 69 Prozent die größte Gruppe der Handelsgastronomie-Kunden, aber dort sind diese am wenigsten animiert, die Speisen im Geschäft zu sich zu nehmen. Nur acht Prozent gehören hier zu den Vor-Ort-Verzehrern.
Wie viel Zeit nimmt sich der Kunde?
Für ihre kulinarische Pause hält sich rund ein Viertel der Kunden über 20 Minuten im Handel auf. Weitere 42 Prozent nehmen sich hierfür bis zu 20 Minuten Zeit und nur bei 15 Prozent nimmt die Essenspause bis zu 10 Minuten in Anspruch.
Was kann der Handel besser machen?
In der Handelsgastronomie sind 36 Prozent der Kunden rundum zufrieden. Da scheint also noch Luft nach oben zu sein. So bemängeln insgesamt zwei Drittel unterschiedliche Aspekte. Rund 30 Prozent der Kunden stören sich am Lärmpegel, unfreundlichen Mitarbeitern und mangelnder Sauberkeit. Jeweils rund ein Viertel kritisiert die Atmosphäre oder die Qualität der Speisen. Erfolgsfaktoren für das Angebot sind laut dem Handelsexperten Olaf Hohmann: Frische, Qualität, Schnelligkeit, Vielfalt, Tradition und Regionalität.