EU-Patent nimmt nächste Hürde

Luxemburg (dpa) - Nach jahrelangem Streit hat das einheitliche europäische Patent die nächste Hürde genommen. Die für Wettbewerb zuständigen EU-Minister billigten eine Verordnung zum Patent selbst und den dazugehörigen Sprachen.

Die Entscheidung trafen die 25 teilnehmenden Staaten - darunter Deutschland - einstimmig, Italien und Spanien beteiligen sich nicht am Patent. Nun will der Rat im zweiten Halbjahr über die Frage der Gerichtsbarkeit beraten, im Herbst stimmt das Europaparlament ab. Das gemeinsame Patent könnte frühestens 2012 kommen. Seit mehr als zehn Jahren streitet die EU über den Patentschutz, der in ganz Europa gelten soll.

„Es geht jetzt darum, wirklich schnell Fortschritte bei diesem Thema zu erzielen, das von der europäischen Geschäftswelt mit Spannung erwartet wird“, sagte EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier, der bald einen Vorschlag für ein neues zentrales Patentgericht vorlegen will. Der deutsche Justizstaatssekretär Max Stadler (FDP) sagte: „Deutschland als innovativste Wirtschaftskraft wird vom neuen EU-Patent ganz besonders profitieren.“

Beim EU-Patent können Tüftler künftig für ihre Erfindung einen einheitlichen Schutz für die 25 Teilnehmerstaaten beantragen. Die teure und zeitraubende Übersetzung des Antrags in andere Landessprachen entfällt, was die Kosten senkt. Damit soll Europa im internationalen Wettbewerb stärker werden - bislang kostet der Patentschutz in der EU zehnmal mehr als in den USA.

Weil nur Deutsch, Englisch und Französisch offizielle Patentsprachen werden sollen, sehen sich Italien und Spanien diskriminiert. Sie haben beim Europäischen Gerichtshof (EuGH) Klage eingereicht. Wegen dieses Widerstands greift die EU auf die sogenannte „verstärkte Zusammenarbeit“ zurück, die einigen Staaten einen Alleingang erlaubt. Italien und Spanien wiederholten beim Ministertreffen ihre Kritik. „Das EU-Patent ist weder praktisch noch verfassungsgemäß“, sagte der Vertreter Spaniens.

Deutschland ist das Land mit den meisten Patenten Europas. Allein 2009 meldeten nach Angaben des Bundesjustizministeriums deutsche Erfinder rund 25 000 Patente beim Europäischen Patentamt (EPA) an - das waren fast dreimal so viele Patente, wie Frankreich als zweitstärkstes Land anmeldete (etwa 9000).